Gottesdienst für Ukrainer in Keltern: Ein Stück Heimat nach der Flucht
Keltern-Ellmendingen. Der Saal der Christlichen Gemeinschaft Ellmendingen füllt sich, mehr 100 Menschen sind gekommen, als die Ukraine-Hilfe der Christlichen Gemeinschaft und die Karlsruher Missions- und Bibelschule „Gospeltribe“ am Sonntag einen Gottesdienst für Geflüchtete aus der Ukraine und ihre Gastfamilien veranstalten. Einen ohne Sprachbarrieren, denn die Predigt hält Zhenja Voit, ein Pastor aus Kiew, der selbst vor einigen Wochen geflohen ist und seitdem durch europäische Länder reist, um dort seine Landsleute zu ermutigen.
Die Aufregung der Mitwirkenden und der teils von weit angereisten Ukrainerinnen und Ukrainer ist spürbar. Malvina, Yevheniia und Ollessia werden gleich auf die Bühne gehen, zum ersten Mal nach ihrer Flucht dürfen sie Musik machen. „In meiner Heimat war ich in der Kirche meines Vaters ständig beschäftigt, irgendetwas mussten wir immer tun“, so die 20-jährige Malvina. Sie floh alleine, ihr Familie blieb in Kiew. „Ich bin so aufgeregt, heute ein Teil dieser Band zu sein. Pastor Zhenja Voit kenne ich aus der Ukraine, er ist dort ziemlich bekannt, aber am meisten freut mich, dass ich alles verstehen werde: „Dieser Gottesdienst wird mir ein Stück Heimat schenken.“ Die 35-jährige Yevhennia aus Kiew, spricht deutsch, auch sie wird heute mitsingen und übersetzen.
„Die Menschen kommen von überall her“, so Elena Schweiker, Mitorganisatorin des Gottesdienstes. Olessia stimmt noch ihr Cello, in Lutsk spielte sie im Kammerorchester.
Auf der großen Leinwand erscheint ein Video von Marina Perschel. Sie spricht ein verzweifeltes Gebet für den Frieden, es ist ein Schreien zu Gott, diesen Krieg zu beenden. „Was für ein Zustand, in dem wir uns befinden. Es ist kaum zu ertragen, da kann ich nur zu Gott schreien“, sagt sie später. Verheiratet ist sie mit einem Russlanddeutschen. Sie arbeitet und lebt schon lange in Deutschland. Viele der Besucher kennen sie, sie half unzähligen Menschen auf der Flucht.
Auf der Bühne steht Gernot Elsner, Leiter der Missions- und Bibelschule Karlsruhe, eine Ukrainerin und eine aus Russland stammende Frau. Bewusst wird der Gottesdienst in drei Sprachen begonnen: deutsch, ukrainisch und russisch.
"Wir wollen Einheit symbolisieren, bei all dem Hass und dem Leid, wollen wir als Christen einen Unterschied machen",
sagt Gernot Elsner.
Der Gottesdienst sollte für alle eine Zeit der Ermutigung sein, so die Organisatoren Stefan und Susanne Wacker. Beide leiten die Ukrainearbeit in Keltern.
Pastor Zhenja Voit und Übersetzerin Nelly Kraßnitzer gehen auf die Bühne. Die Worte berühren die Menschen, viele haben Tränen in den Augen. „Wir müssen diese Zeit einfach durchstehen“, ermutigt er. Die Ukrainerinnen und Ukrainer zünden Kerzen für ihre Liebsten an und bringen diese ans Kreuz. Steine als Symbol für Angst, Hass und Verzweiflung werden abgelegt. Am Ende herrscht Ruhe, keiner will so recht aufstehen und gehen.