Gemeinden der Region
Knittlingen -  24.05.2020
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Grenzsteine erinnern an Ortsgeschichten: Knittlingen und Oberderdingen waren einst direkte Nachbarn

Knittlingen/Oberderdingen. Bis zur Gebietsreform im Jahr 1973 gehörte Großvillars auf zwei Drittel seiner Gemarkung zu Knittlingen und zu einem Drittel zu Oberderdingen. Das berichtet der Großvillarser Ortsvorsteher Oskar Combe, der selbst in 13. Generation Waldenser ist. Der Hintergrund: Als die Waldenser als Glaubensflüchtlinge im Jahr 1699 kamen, durften sie zwischen Knittlingen und Oberderdingen ihren Ort Großvillars begründen. Im Jahr 1866 bereiste der König Karl das Land und kam in die Nähe von Großvillars.

Dabei klagte ihm dann der damalige kommissarische Schultes Combe, dessen Vorname unbekannt ist, dass sämtliche Steuern nach Knittlingen und Derdingen abgeführt werden mussten, ohne dass Geld für die Gemeinde selbst übrig blieb. Deshalb bat er den König darum, Großvillars einem der beiden Orte zuzuschlagen. Weil beide Orte im Jahr 1866 an diesem Vorschlag nicht interessiert waren, wurde Großvillars an der jeweiligen Gemarkungsgrenze rigoros geteilt. „Die Gehöfte wurden damals teilweise zerschnitten“, weiß Oskar Combe.

Er zeigt in der Freudensteiner Straße einen verwitterten Grenzstein, auf dem vorne das Wappen von Knittlingen und hinten das von Derdingen ist. Zusammen mit Helmut Bögel, Gerhard Bühler, Hans Dieterle, Rudi Jordan und Werner Nelson bildet Oskar Combe ein Erfassungsteam, das die vorhandenen Grenzsteine und Kleindenkmale schon seit zwei Jahren archiviert. Von 1866 bis 1973 hatte Großvillars dann jeweils Gemeinderäte in Knittlingen und in Derdingen. 1973 kam der Ort nach einer Volksabstimmung zu Oberderdingen.

Autor: Ilona Prokoph