Große Trauer: Ausgesetzte Bulldogge im Pforzheimer Tierheim gestorben
Pforzheim. Es ist das traurige Ende der Leidensgeschichte eines unschuldigen Lebewesens: Die Bulldogge Bello-Giovanni, die im August in der Region ausgesetzt wurde – völlig abgemagert, von Maden befallen und in Plastiktüten gepackt – ist nun gestorben. Das gab das Tierheim Pforzheim am Mittwochabend in einem Posting auf Instagram bekannt.

"Einen krassen Fall von Tierquälerei“, den man so auch noch nie erlebt habe, nennt René C. Maier-Stadtaus, der Vorsitzende des Tierschutzvereins, der Träger des Tierheims ist, den Fall der Bulldogge Bello-Giovanni. Vieles hätten er und die Tierheim-Mitarbeiter schon gesehen. Doch diese Form der Vernachlässigung habe eine neue Dimension erreicht.
Einfach zum Sterben abgestellt worden sei der Hund. Dabei hätte es eine andere Möglichkeit gegeben: Niemand, der ein Tier ins Tierheim bringe, weil er sich selbst nicht mehr darum kümmern könne – sei es aus finanziellen oder anderen Gründen – werde verurteilt, so Maier-Stadtaus: „Das ist keine Schande.“
Der vierjährige Hund habe an Leishmaniose, einer durch Sandmücken übertragenen Erkrankung, die auch als Mittelmeer-Krankheit bekannt ist, gelitten. Die Nieren von Bello-Giovanni seien dadurch irreparabel geschädigt gewesen, dabei wäre eine Behandlung zu einem früheren Zeitpunkt problemlos möglich gewesen. Wäre er zwei bis drei Wochen vorher ins Tierheim gekommen, so Maier-Stadtaus, würde der Hund vermutlich heute noch leben. Denn mit nierenunterstützenden Medikamenten behandelt könnten erkrankte Tiere noch viele Jahre ein gutes Leben haben. Der Zustand der Bulldogge habe auf eine lange andauernde Vernachlässigung schließen lassen. Zuletzt habe das Tier die Nahrung verweigert.
Das besonders Tragische an dem Fall sei auch: Der Hund habe alle Untersuchungen klaglos über sich ergehen lassen, beschreibt der Vereinsvorsitzende die vergangene Zeit. Man habe die Bulldogge als „extrem zutrauliches Tier“ erlebt, das auch die Nähe zu den Pflegerinnen gesucht und Vertrauen aufgebaut habe – trotz dessen, was er zuvor erlebt haben muss. Intensiv, also rund um die Uhr, sei Bello-Giovanni versorgt worden. Dementsprechend groß seien die Trauer und die Enttäuschung auch beim Tierheim-Team, den Kampf verloren zu haben:
„Wir haben alles versucht, was möglich ist.“
Die Trauer weiche dabei langsam einem Unverständnis oder sogar einer Wut darüber, wie man einem Tier so etwas antun könne. Deshalb sei Bello-Giovannis Fall Mahnung und Ansporn zugleich, so Maier-Stadtaus.
Hinweis aus der Schweiz
Man befinde sich weiter im Austausch mit der Pforzheimer Polizei, die in dem Fall sehr engagiert sei. Über Netzwerke habe man das Alter des Tieres nachverfolgen und einen Personenkreis ausfindig machen können, der möglicherweise einen Hinweis darauf geben könnte, bei wem der Hund zuletzt gewesen war. Entscheidend sei dabei ein Hinweis aus der Schweiz gewesen.
Für Bello-Giovanni wolle man Gerechtigkeit, denn die habe er verdient. Bestattet werden soll der Hund auf einem kleinen Friedhof beim Tierheim, auf dem die besonderen Tiere einen Platz fänden: Man wolle die Bulldogge „nach Hause holen“.
Nun wolle man vonseiten des Tierheims alles tun, um die Verantwortlichen zu finden und vor Gericht zu bringen, heißt es auf der Instagram-Seite des Tierheims. „Eine Bagatellisierung dieser schweren Tiermisshandlung werden wir nicht akzeptieren." Gefunden wurde der Rüde am 10. August von Passanten am Wilferdinger Bahnhof. Eingepackt in zwei ineinander gestülpte Einkaufstüten. Entsorgt wie Müll. Und das bei einer Außentemperatur von über 30 Grad im Schatten.
Bilder der Bulldogge schwer zu ertragen
Als das Tier gefunden wurde, war es völlig hilflos und bereits in einem äußerst schlechten Zustand. Der Madenbefall war nach Angaben des Tierheims so stark ausgeprägt, dass der kleine Vierbeiner bereits mit offenen Löchern im Bereich des Hinterteils zu kämpfen hatte.
Zwischenzeitlich hatte sich auch die Tierschutzorganisation Peta zum Fall Bello-Giovanni geäußert. Die Verantwortlichen der Organisation zeigen sich in einem Bericht auf ihrer Internetseite schockiert. Peta forderte ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot gegen die verantwortliche Person. Zudem appellierte sie an das zuständige Veterinäramt des Enzkreises, "sicherzustellen, dass sich in der Haltung keine weiteren Tiere befinden". Die Tierschutzorganisation wolle zusätzlich Strafanzeige erstatten.
Bulldogge Bello-Giovanni: Große Trauer auf Instagram
Die Anteilnahme im Netz ist riesengroß: Zahlreiche Kommentare häufen sich bereits am Morgen nach Bekanntgabe von Bello-Giovannis Tod unter dem Posting des Tierheims. Viele sprechen von Tränen und Fassungslosigkeit. Groß ist unter vielen auch der Wunsch nach Gerechtigkeit für die kleine Bulldogge. Sie fordern genau wie das Tierheim, dass der Verantwortliche für seine Taten Rechenschaft ablegen muss.
Gleichzeitig danken die Kommentatoren dem Team des Tierheims und den zuständigen Tierärzten: „Vielen Dank für euren großen Einsatz und die Hilfe“, schreibt etwa eine Instagramerin. Einige Personen in den Kommentaren betonen, dass der Fall von Bello-Giovanni über das Einzelschicksal hinausweise: Er wird als Mahnung verstanden, nicht wegzuschauen, sondern für Tiere einzutreten und weiter für Gerechtigkeit zu kämpfen.
Zum aktuellen Stand der Ermittlungen gab es am Donnerstagmorgen vonseiten der Polizei noch keine Neuigkeiten. Zuletzt hieß es, dass gegen einen Tatverdächtigen ermittelt werden. Sobald es neue Entwicklungen gibt, hält PZ-news Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden. Rechtlich zählt das Aussetzen eines Tieres als Tierquälerei. Bestraft wird die Tat – je nach Schwere – mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.