Großes Fest in kleinem Ort: So feierte Lehningen sein 750-jähriges Bestehen
Tiefenbronn-Lehningen. Ein Gottesdienst wurde gehalten und eine Wanderung unternommen, Blasmusik und Gesang wurden dargeboten, frische Speisen zubereitet und Fahrten mit dem Feuerwehrauto absolviert: In Lehningen gab es am Wochenende Grund zu feiern, denn der höchstgelegene Tiefenbronner Ortsteil ist 750 Jahre alt.
„Wir wollen heute unseren Ortsteil Lehningen hochleben lassen“, sagte Bürgermeister Frank Spottek am Freitagabend beim Festakt vor zahlreichen Gästen, darunter auch Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Vertreter der Vereine, der Kirchen, der Feuerwehr und des Roten Kreuzes. Spottek sprach von einem „herausragenden Jubiläumsjahr“, in dem neben dem 750-jährigen Bestehen Lehningens auch die Gründung der Gemeinde Tiefenbronn vor 50 Jahren gefeiert wird.
Der Bürgermeister blickte zurück auf die Geschichte des Ortsteils, zeigte Luftbilder und historische Aufnahmen, etwa von der Einweihung des Kriegerdenkmals 1924, vom Bau des Feuerwehrhauses in den 1970er-Jahren, von der Errichtung des Kindergartens in den 1990er-Jahren und vom alten Rat- und Schulhaus, das 2001 abgerissen wurde, damit an seiner Stelle das neue Bürgerhaus gebaut werden konnte. Von Landrat Bastian Rosenau nahm Spottek eine Urkunde des Enzkreises entgegen. Dieser hatte sich für seine in Reimen verfasste Rede als Minnesänger verkleidet, um die Geschichte von Lehni zu erzählen, die 1972 verheiratet wurde und ein Jahr später in den Enzkreis kam.
„Heute strahlt sie hübsch wie nie.“
Gereimtes gab es auch von Gabriele Geikowski zu hören, die bei ihren umfangreichen Recherchen ein Gedicht zum Büchelberg gefunden hatte, der inzwischen Naturschutzgebiet ist und eine reiche Flora und Fauna beherbergt. Über die Geschichte Lehningens referierte Dieter Leicht, der zusammen mit Susanne Kaiser-Asoronye einen Ortsführer für Tiefenbronn erstellt hat. Unter anderem war von ihm zu erfahren, dass die Endung „-ingen“ auf einen alemannischen Ursprung hindeutet, dass Klosterdokumente aus Hirsau um 1000 einen Ortsadel erwähnen und, dass 1272 die erste Erwähnung in einer Urkunde des Klosters Herrenalb erfolgt.
Einen etwas anderen Blick auf die Geschichte warf Wolfgang Sturn, indem er bei einer musikalischen Zeitreise die Ortsgeschichte in den Kontext zu weltpolitischen Ereignissen, zur Popkultur und zu Erfindungen setzte.
Überhaupt kam die Musik beim Festakt nicht zu kurz. Dafür sorgte zum einen die „ganz kloine Bloos“ auf ihren Blasinstrumenten und zum anderen der Projektchor des Männergesangvereins „Erinnerung“, der sich extra für die Jubiläumsfeierlichkeiten zusammengefunden hatte und unter anderem an den Spitznamen der Lehninger, den Kuckuck, erinnerte.
Er stand auch am Sonntag beim Brunnenfest auf der Bühne, bei dem außerdem die Flößerbuam des Musikvereins Mühlhausen auftraten. Die Kinder der Kita „Kuckuckshaus“ hatten eine musikalische Reise durch die Zeit vorbereitet, bei der sie das von einem Zauberer zerteilte Lehninger Ortswappen wieder zusammensetzen. Man habe sechs Wochen geprobt, erzählte Erzieherin Nadine Rietmüller. Hunderte sind zu der vom Obst- und Gartenbauverein organisierten Veranstaltung gekommen – sehr zur Freude von Vorsitzendem Roland Keller. 150 Helfer des Vereins waren im Einsatz, um das Fest zu stemmen. Auch am Samstag, als die Karnevals-Zunft des OGV, die „Gugugen“, einen Partyabend veranstaltete.
Am Sonntag bot die Feuerwehr eine Rundfahrt für Kinder und MGV-Vorsitzender Roland Kuhnle eine rund sieben Kilometer lange Wanderung zu altehrwürdigen Punkten rund um Lehningen. Vorbei ging es unter anderem am schwäbischen Landgraben, am Aussichtspunkt am Büchelberg, am Fundament des alten Schützenhauses und am Bildstock, der in 1950er-Jahren vom damaligen Pfarrer im Wald aufgestellt wurde.
