Illingen rückt Gewässer in den Fokus: Die Biber kehren zurück
Illingen. Über neue Herausforderungen bei der Gewässerunterhaltung haben sich die Teilnehmer des Gewässernachbarschaftstags 2025 am Mittwoch ausgetauscht. Gastgeber war in diesem Jahr die Gemeinde Illingen, wo man selbst mit gutem Beispiel vorangeht: Das Bachbett der Schmie wird von der Einmündung des Erbbachs an der Ecke Wilhelmstraße und Bachstraße bis fast zum Illinger Ortsende an der Bundesstraße 10 renaturiert, um mehr Platz zu haben – unter anderem auch mit Blick auf vergangene Hochwasserereignisse.
„Das Thema Wasser ist eines, das uns in der Zukunft wesentlich stärker beschäftigen wird, und auch einen wesentlich höheren Stellenwert haben wird als in der Vergangenheit“, ist Illingens Bürgermeister Armin Pioch überzeugt.
In der Vergangenheit sei oftmals „ein bisschen grob“ mit den Gewässern umgegangen worden und man habe zu wenig darauf geachtet, welche Auswirkungen das nicht zuletzt auf die Naherholung und damit auch auf die Bürger selbst haben würde.
Deshalb begrüßte er, dass bei diesen Gewässernachbarschaftstagen das Thema gezielt in den Fokus gerückt wird, wobei hier vor allem auf Fachebene bis in die Details diskutiert werden kann: Teilnehmer waren unter anderem Mitarbeiter von Bauhöfen, Baurechtsämtern, Umweltämtern oder Naturschutzverbänden. Sie alle sehen sich aktuell mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Unter dem Eindruck verstärkt auftretender Wasserextreme wird beispielsweise der Umgang mit Gehölzen und Totholz im Rahmen der Gewässerunterhaltung immer wichtiger. Darauf wiesen Meike Lindner und Angelika Gross vom Landratsamt Enzkreis am späten Vormittag hin. In Illingen sei man bereits dabei, die Schmie zu renaturieren, erklärte Pioch bei seiner Begrüßung. „Das ist ein sehr spannendes Thema.“ Die Stromberggemeinde habe die Betonhalbschalen entfernt „und nun kriegen wir einen wirklich schönen Fluss, einen schönen Bachlauf hin“, freut sich Pioch. „Das wird ein ganz neues ökologisches Land“ und könne damit auch Vorbild für andere Kommunen sein, so Angelika Gross, die früher selbst unter anderem für die Gemeinde Illingen und die Schmie zuständig war. Bei solchen Vorhaben sei die Hilfe von Bauhöfen enorm wichtig, betonte sie. „Sie bekommen in Folge dann die renaturierten Gewässer in ihre Hand und müssen natürlich schauen, dass sich das dann weiter in die richtige Richtung entwickelt.“
Weil der Gewässernachbarschaftstag am Donnerstag allerdings thematisch bereits gut gefüllt war, konnten sich die Teilnehmer vor Ort kein Bild von der Schmie machen, „ich komme aber gerne mal vorbei und schaue mir das an“, versprach Gross.
Zunächst standen bis in den Nachmittag hinein andere Themen im Fokus der Versammlung. Beispielsweise befasste man sich mit dem Biber, den die für die Gewässer im Enzkreis Verantwortlichen plötzlich wieder im Blick haben müssen. Aktuell ist er nämlich auf dem Vormarsch, referierte Sofie Bloß, Wildtierbeauftragte des Landratsamt Enzkreis. Dabei galt der Biber noch im 19. Jahrhundert als ausgerottet, hat inzwischen aber den Weg über die Donau zurück nach Baden-Württemberg gefunden. Grundsätzlich trage der Biber durch seine Bauten und Dämmer zwar zu einer naturnahen Gestaltung der Wasserläufe bei. Aufgrund begrenzter Platzverhältnisse kann es allerdings zu Konflikten mit Landwirtschaft, Frost, Wasserbauwerken, Verkehrswegen oder Grundstückseigentümern vor Ort kommen.
Exkursion nach Vaihingen
Zugleich informierten sich die Teilnehmer des Gewässernachbarschaftstages, wie die Kollegen im benachbarten Landkreis Ludwigsburg mit der Gewässerunterhaltung umgehen. Am Nachmittag unternahmen sie eine Exkursion zum Betriebshof des Landesbetriebs Gewässer (Regierungspräsidium Stuttgart) in Vaihingen.
