Gemeinden der Region
Neuenbürg -  08.03.2020
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Im Ruhestand kommen die Pilgerreisen: Arnbacher Pfarrer Winfried Gruhler geht in Rente

Neuenbürg-Arnbach. Bis nach Sachsen hat Winfried Gruhler seine Tätigkeit als Pfarrer verschlagen. „Ein Stück weit Kulturschock“ – so erinnert sich der Schwabe an diese Zeit im Vogtland. Jetzt geht der 65-Jährige nach weiteren unzähligen Stationen im Ländle, zuletzt knapp fünf Jahre in Arnbach, in Rente.

„Mit 14 Jahren hat es mich gepackt“, erinnert sich Gruhler, der in Tuttlingen aufgewachsen ist. Damals, nach seiner Konfirmation, war er sich sicher: evangelische Theologie soll es sein. Das Studium absolvierte er in Tübingen und Erlangen. Als erste Station folgte die Vikarsstelle in Alpirsbach. Und dann kam Gruhler ganz schön rum: nach verschiedenen Stellen führte ihn das Schicksal sogar ins sächsische Vogtland. „Dort gab es 2000 Evangelische und 10 000 Konfessionslose“, sagt Gruhler: „Manche kannten nicht einmal die Weihnachtsgeschichte.“ Dabei erkannte er: „Meine Aufgabe ist, dass aller Welt der Glaube verkündet wird.“

Knapp fünf Jahre war der Pfarrer jetzt für die Kirchengemeinden Arnbach und Niebelsbach zuständig. „Mir hat besonders die Arbeit mit Kindern, Eltern und Erziehern in den Kindergärten gefallen“, sagt er über diese Zeit. Für zwei eigenständige Kirchengemeinden zuständig zu sein, stellte ihn auch vor die ein oder andere Herausforderung.

Jetzt freut sich der 65-Jährige auf den Ruhestand. Eine neue Aufgabe hat er bereits gefunden: In den nächsten fünf Jahren möchte er sich im Henhöferheim, einem christlichen Freizeitheim in Neusatz, engagieren. Mit seiner Frau wird er dafür in den Ort umziehen. Außerdem plant er im Mai eine zehntägige Pilgerreise auf dem Bonifatiusweg von Mainz bis Fulda.

Wenn die kirchlichen Besprechungen nicht mehr rufen, hat er auch mehr Zeit für die Familie. Bisher schenkten ihm seine sechs Kinder schon zwei Enkel. In die Fußstapfen des Theologen tritt bisher nur ansatzweise der Jüngste. Der besuchte ein Jahr lang die Bibelschule. „Ich habe allen den Weg offen gelassen“, sagt Gruhler. Er selbst wurde zwar christlich erzogen, war aber der erste Pfarrer in seiner Familie.

Am Sonntag wird Gruhler im Gottesdienst in der Arnbacher Lutherkirche offiziell verabschiedet.

Neuenbürger Kirche muss Gürtel enger schnallen

Das Personal der evangelischen Kirche wird ausgedünnt: Für die zwei Pfarrstellen, die Winfried Gruhler und Helmut Manz in Neuenbürg hinterlassen, wird nur eine Stelle wieder besetzt. Der Grund: finanzielle Einsparungen. „Wir sind als evangelische Kirche im Rückwärtsgang“, sagt der Neuenbürger Dekan Joachim Botzenhardt. Die Personalentscheidungen sind Sache der Landeskirche. Dem Sparplan, der auch die Ausdünnung an Personal vorsieht, lag die Idee der Verbundkirche zugrunde, die die Gemeinden Waldrennach, Arnbach und Neuenbürg zusammenlegte. „Das war eine intelligente Lösung, damit wir weniger Verwaltungsaufwand haben“, so Botzenhardt.

Der Übergang werde anstrengend. Vor allem, weil die fehlende Stelle erst im September neu besetzt wird. „Diese Vakanzzeiten sind üblich“, sagt Botzenhardt – er weiß aber auch: „Es ist klar, dass wir Abstriche machen müssen.“ Konkret heißt das eine Einschränkung kirchlicher Angebote: Der Gottesdienst in Waldrennach wird zukünftig nur noch 14-tägig stattfinden. Die nächste Veranstaltung von „Bibel im Gespräch“ musste abgesagt werden. Auch wird Dekan Botzenhardt dieses Jahr keine Visitationen, das heißt Aussprachen, Besuche von Einrichtungen sowie eine Verwaltungsprüfung in den Verbundkirchen, tätigen. Aufgrund der personellen Umstrukturierung gäbe es auch in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Konfirmandenbetreuung, noch „viel Klärungsaufwand.“

Autor: heg