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Neuenbürg -  23.02.2020
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Junge Musiker aus Pforzheim beweisen bei Preisträgerkonzert ihr Können

Pforzheim/Neuenbürg. Es wundert einen nicht, wenn aus der Stimme von Andreas Michel am Ende eines kleinen, aber sehr feinen Konzerts Rührung klingt. Der Schulleiter der Jugendmusikschule Pforzheim ist zu Recht emotional berührt von dem, was sich in gut einer halben Stunde im wahrsten Sinn des Wortes auf der Bühne der Schule abgespielt hat. Die Preisträger des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert 2020“, vor kurzem „gekürt“ in Neuenbürg, beweisen, dass sie zu Recht einen Preis erarbeitet haben.

Für ein paar von ihnen wird das Preisträgerkonzert am Freitag eine Art Generalprobe, da sie die nächste Stufe erklimmen und vom 25. bis 29. März am Landeswettbewerb Baden-Württemberg in Tuttlingen und Waldstetten teilnehmen werden.

Am Freitag nun sind es in erster Linie Lehrkräfte und Familienmitglieder, die den Musikern eifrig applaudieren. Und die brauchen zum Teil noch einen Hocker für die Füßchen, um überhaupt den großen Flügel etwa bedienen zu können. Wie etwa Sophie Xue, die in der Altersklasse IA den ersten Preis gemacht hat und die „Sonnenblume aus dem Langnedoc“ von Germaine Tailleferre erblühen lässt. Hanna Jutzeler folgt mit „Zur guten Nacht“ von Manfred Schmitz und „Blumen die Menschen“ von György Kurtág und Joanna Kähm wagt sich an die Etüde für Talja von Aram Chatschaturjam, wobei ihre Lehrerin Ljiljana Borota-Knebel die Noten für sie umblättert. Simon-Christian Kienzle muss krankheitsbedingt das Bett hüten und so springt Lehrerin Adelheid Bartel mit ihrer Flöte ein, um im Duett mit Markus Schulz den Fackeltanz von Thoinot Arbeau zum Besten zu geben und gleich darauf noch die Sonate d-Moll Allegro von Robert Valentin. Je älter die Schüler, desto mehr Lebenserfahrung schwingt mit und damit auch noch mehr Gefühlswelt. Xenia Schmal führt sehr hörbar auf die Felder von Reinhold Gliére mit Hilfe des Flügels, ganz erstaunliche Perfektion beweist aber auch ein schmächtiges Bübchen: Hanrui Xue spielt meisterhaft die Nocturne c-Moll von Frédéric Chopin. Und dann kommen die Bläser: Fast schon Big-Band-reif agieren Moritz Schran, Tom Barneveld und Emil Schweitzer mit ihren Posaunen.

Umwerfend dann der Eindruck von Sophie Mercier, die die Nocturne f-Moll von Frédéric Chopin selbstvergessen, ganz darin aufgehend am Flügel spielt. Ihr Gesicht, ihr ganzer Körper leben diese Nocturne mit – bei der jungen Frau ist deutlich zu hören, wohin die jüngeren Preisträger noch eines Tages gelangen werden. Einen krönenden Abschluss bildet Minh Bao Ngoc Nguyen mit der Hexenstoffpuppe aus der Suite „A prole do Bebe“ Nr. 1 von Heitor Villa-Lobos. 40 Minuten, die berauscht, beglückt im Raum noch schweben als Andreas Michel dann die Geschenke der Stadt Pforzheim und der Buchhandlung Thalia verteilt. Dann weiß man auch, warum der Schulleiter der Jugendmusikschule zu Beginn davon gesprochen hat, dass dies einer der schönsten Momente des Jahres für ihn sei. Voll des Lobes, voll des Respektes für die erbrachte Leistung misst er dieser Kreativität angesichts der Nachrichtenlage umso mehr Bedeutung zu. Jeder der Musiker habe seine Persönlichkeit in die Musik gelegt, etwas Kreatives statt Destruktives geschaffen. „Ich hoffe, dass euch die Instrumente ein ganzes Leben lang begleiten.“

Jugendmusikschule legt Zahlen vor

Einer stetigen Qualitätskontrolle unterzieht sich die Jugendmusikschule Pforzheim durch den Verband Deutscher Musikschulen (VdM), dem Fach- und Trägerverband der rund 930 öffentlichen und gemeinnützigen Musikschulen in Deutschland.

Jedes Jahr absolviert die Jugendmusikschule eine Prüfung ihrer Qualität und ihres Angebots, indem sie einen Bericht des letzten Jahres erstellt und die ordnungsgemäße Verwendung der öffentlichen Mittel dokumentiert.

50 Veranstaltungen konstatiert Schulleiter Andreas Michel für das Jubiläumsjahr 2019. Dabei konnten insgesamt 8020 Zuschauer, etwa 900 mehr als im Vorjahr ohne Jubiläum, verzeichnet werden. An den Veranstaltungen waren 706 Lehrkräfte und Musikschüler beteiligt. „Die Zahlen belegen die hohe Aktivität der Jugendmusikschule in Sachen Präsentation der Leistungen und sind Indikator für die Bedeutung der Einrichtung im Bereich der musischen Bildung. Erfreulich ist, dass die Zuschauerzahlen deutlich gesteigert werden konnten“, so Michel.

Die Jugendmusikschule könne damit objektiv und nachprüfbar garantieren für eine ordnungsgemäße Verwendung öffentlicher Gelder von Land, Enz- und Stadtkreis. Außerdem sei die Jugendmusikschule Pforzheim in sieben Gemeinden und an 20 Unterrichtsorten tätig – das Haupthaus an der Deimlingstraße 12 eingeschlossen. Auch die Zahl der Kooperationen mit Schulen habe erfreulich zugenommen. In Pforzheim sind es derzeit sieben Schulen und vier Kindertagesstätten. Mit sechs Musikvereinen betreibt die Jugendmusikschule Jugendausbildung und Bläserklassen. „Die Zahlen sprechen für sich, denn sie unterstreichen die Wichtigkeit dieser städtischen Einrichtung. Die schwierige Finanzsituation in Pforzheim hat uns nicht daran gehindert überzeugende Arbeit zu leisten“, so Michel. Man arbeite hart daran neue Einnahmequellen, Kooperationspartner und Sponsoren zu gewinnen.

Die Preisträger

Klavier solo: Sophia Xue (AG IA, 7 Jahre, 25 Punkte, 1. Preis, Lehrerin Petra Joubert, in dieser Altersklasse ist noch keine Weiterleitung möglich), Hanna Jutzeler (AG IB, 8 Jahre, 21. Punkte, 1. Preis, Lehrerin Ljiljana Borota-Knebel), Joanna Kähm (Pforzheim, AGII, 11 Jahre, 21 Punkte, Lehrerin Ljiljana Borota-Knebel), Xenia Schmal (AG II, 11 Jahre, 20 Punkte, 2. Preis (Lehrerin Betina Dieringer), Hanrui Xue (AG II, 10 Jahre, 24 Punkte, 1. Preis mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb), Minh Bao Ngoc (AG IV, 14 Jahre, 25 Punkte, 1. Preis mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb), Sophie Mercier (AG V, 17 Jahre, 22 Punkte, 1. Preis); Holzbläser-Ensemble Blockflöten Simon Kienzle (10) und Markus Schulz (12, AG II, 20 Punkte, 2. Preis, Lehrerin Adelheid Bartel), Blechbläser-Ensemble Posaunen Moritz Schrank, Tom Barneveld, Emil Schweitzer (AG III, 12 Jahre, 21 Punkte, 1. Preis).

Autor: Susanne Roth