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Straubenhardt -  05.08.2018
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Landwirtschaftsminister Hauk kündigt Hilfen für Landwirte an

Straubenhardt-Conweiler. Frischer frühstücken geht fast nicht: Mit holzofen-knackigen Brötchen aus eigenem Mehl, nahezu nestwarmen Bioeiern, deftiger Wurst, Käse und vielem mehr verwöhnte die Straubenhardter Landwirtsfamilie Reiser am Sonntagmorgen über 300 Besucher. Ob mit Kinderwagen oder per Reisebus aus Bad Mergentheim: Die ganze Familie und viele Vertreter aus Politik und Agrarwirtschaft nutzten wie auf 24 weiteren Höfen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord die weit im Vorfeld ausgebuchte Gelegenheit, beim „Brunch auf dem Bauernhof“ die Küche kalt zu lassen, sich durch heimischen Genüsse zu schlemmen und einen direkten Einblick in die Landwirtschaft zu bekommen.

„Ich sehe es als unseren Auftrag, zu informieren was die Landwirtschaft ausmacht. Die Leute sollen sie nicht nur fühlen, sondern auch schmecken können“, resümierte Horst Reiser, seit fast 30 Jahren überzeugter Biolandwirt, der neben Mutterkühen und Schweinen rund 2000 Hühner hält und vor kurzem einen mobilen Stall in Betrieb genommen hat.

20 Prozent Ertragsverlust

Dank der Zweinutzungsrasse „Sandy“ kann er neben den Legehennen auch die Hähne zur Fleischnutzung aufziehen: „Mit dem Stall auf Rädern haben die Hühner frisches Gras unter den Füßen und wir können die Nitratbelastung gering halten“, erklärte Reiser beim Hofrundgang auch dem baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU), dem Landesforstpräsidenten Max Reger, dem Vorstandsvorsitzenden der ZG Raiffeisen Ewald Glaser, den Landräten Bastian Rosenau und Jürgen Bäuerle, zugleich Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, und Straubenhardts Bürgermeister Helge Viehweg.

Bei aller Bauernhofidylle machte Reiser im Pressegespräch zwischen den reich gedeckten Frühstückstischen deutlich: „Wenn die Natur nicht dafür sorgt, können wir wirtschaften oder düngen wie wir wollen – es wächst nichts. Das spüren wir gerade bei der wochenlangen Trockenheit.“ Während Ewald Glaser auf Nachfrage etwa 20 Prozent Ertragsverlust bei der Getreideernte in Baden bilanzierte, womit die Landwirte im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands noch mit einem blauen Auge davongekommen seien, leiden die Viehhalter jetzt immer mehr unter Futtermangel: „Der Mais auf den Feldern wird schon gelb, in zehn Tagen wird mit größeren Einbußen die Körnerente beginnen und auch auf den Wiesen wächst nichts nach“, sagte Glaser mit Blick zu Landwirt Reiser, der nun statt dem zweiten Grasschnitt die eigentlich fürs Winterfutter gedachten Vorräte anbrechen musste: „Da braucht es auch ein gesellschaftliches Umdenken: Man muss wieder lernen, dass es auch schlechtere Jahre gibt und bereit sein, mehr zu bezahlen.“

In Sachen politischer Unterstützung gelte es, punktuelle Lösungen zu finden. Das sei auch der Plan von Peter Hauk: „Es ist noch nichts entschieden, aber wir überlegen, dort einzuschreiten, wo Betriebe gezwungen sind, Futter zuzukaufen. Indem wir sie unterstützen, können wir Notschlachtungen nur aufgrund von Futtermangel vermeiden“, erklärte der Landwirtschaftsminister auf Nachfrage. Ungebrochen gute Stimmung herrschte derweil in der Festhalle, wo die Marxzeller „Martinihubern“ den Bauernhofbrunch musikalisch umrahmten. In einer Gesprächsrunde mit Schwarzwaldradio-Moderator Sven Steiner verdeutlichte Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker, dass jeder seinen Beitrag zur Regionalität leisten könne: „Das beginnt im eigenen Garten mit Blühmischungen oder dem Erhalt von Wildblumen statt dem Ausreißen von Unkräutern.“

„Die Naturparke sind ein starkes Stück Baden-Württemberg und wir setzen weiterhin auf solche Gelegenheiten, bei denen die Menschen den Bauern und die regionalen Genüsse näher kennenlernen können“, brachte es Minister Hauk auf den Punkt.

Autor: Julian Zachmann