Gemeinden der Region
Bad Wildbad -  09.08.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Musikalische Sommer-Häppchen: Sonderkonzert von Marcel Baluta und Ensemble in Bad Wildbad

Bad Wildbad. Vielleicht muss es ja so sein: Es ist ein explizit publikumzugewandtes Programm von bewährt Klassischem, das Marcel Baluta und sein Ensemble für das Sonderkonzert zusammengestellt haben. Sommermusik an einem warmen Abend – die Zuhörer trifft das ins Herz. Aber dennoch, etwas weniger Angebot an musikalischen Häppchen und dafür ein weniger konfuses und konsequenteres Gundkonzept hätte dem „Sommernachtstraum“ eine erfrischende Klarheit und einen Aufwind geben, der Träume nicht vernebelt, sondern sie auf musikalischen Schwingen hoch hinauf trägt.

So hüpft die Musik beim alljährlichen Jahreszeiten-Konzert im Bad Wildbader Forum König-Karls-Bad munter vom siebten Satz „Notturno“ des Sommernachtstraums von Felix Mendelssohn-Bartholdys perfekter musikalischer Entsprechung zu Shakespeares Verwechslungskomödie über den Pasodoble von Pascual Marquina, über Tanzmusik von Gerhard Winkler und das berührend melancholische Hauptthema des Films „Der Duft von Lavendel“ bis hin zu Vivaldis unvermeidlichen „Vier Jahreszeiten“. Summertime ist auch dabei, eines der schönsten Lieder aus George Gershwins Oper „Porgy and Bess“ und einer der meistgecoverten Jazz- und Popstandards aller Zeiten. Das Stück birgt keine speziellen sängerischen Schwierigkeiten, lässt aber viel Raum für eine artifizielle Interpretation. Mit heller Sopranstimme und einer eindrucksvollen geschmeidigen stimmlichen Reinheit überraschte hier Ewa Baluta, sie konnte auch noch mit einer Arie von Joseph Haydn Akzente setzen.

Geprägt war der Abend durch textliche Zwischenspiele in einer engen Verbindung von Lyrik und Musik. Heiter-getragen, romantisierend und eher kantenlos passt sich Karin Wirz, Schauspielerin aus München, dem Gesamtkonzept an. Mit großer Sorgfalt und gefeilter Artikulation widmet sie sich den Gedichten von Hermann Hesse, Theodor Fontane und Gottfried Keller, bleibt dabei aber konsequent gefühlsbetont. Die kratzigsten Töne steuern dabei noch Joachim Ringelnetz, Wilhelm Busch und Eugen Roth bei. Weil wirkliche spannende und die Tiefe erschließende Interpretationen jedoch unter einer Decke stecken, die persönlichen Erfahrungen, Emotionen und Impressionen ausblendet, bleibt direkt und unmittelbar Bewegendes aus.

Die Verschmelzung von Lyrik und Musik kann sich in ihrer besten Form mit einer Kraft, Qualität und Bedeutung aufladen, an die weder Musik noch Lyrik alleine heranreichen würden. Den Grundton dieses Abends aber dominieren ein musikalisches Sommer-Potpourri und ein gefälliger Text-Musik-Dialog. Dass das Programm dennoch für sich einzunehmen weiß, liegt wohl an der Professionalität und Leidenschaft des Baluta-Ensembles.

Gabriele Meyer