Platzt der Millionendeal für Pforzheims Ex-Lidl-Areal? Interessent will endlich Klarheit
Pforzheim. In der zähen Hängepartie um eine Nachnutzung des früheren Lidl-Areals in der Pforzheimer Nordstadt neigt sich die Geduld des bislang einzigen öffentlich bekannten Interessenten offenbar dem Ende: In einem Schreiben an die kommunalen Entscheider, das PZ-news vorliegt, pocht der potenzielle Investor nun auf ein rasches und klares Signal. Andernfalls droht der mögliche Millionendeal zu platzen.
Diese Brache ist ein Dauerbrenner. Etliche Artikel hat PZ-news bereits dem Ringen um ein zukunftsträchtiges Konzept für das Areal an der Hohenzollernstraße 11 gewidmet. Allein: So richtig Fahrt nehmen die Planungen bis dato nicht auf. Weder jene für eine Zwischennutzung als Parkplatz, für die sich insbesondere der Bürgerverein Nordstadt vehement starkmacht. Und schon gar nicht die für einen nachhaltigen Neustart. Mehr als drei Jahre lang, so schreibt denn auch die Weitblick Swiss GmbH Deutschland in jenem Brief an die Stadtbau-Aufsichtsräte mit ihrem Vorsitzenden, Oberbürgermeister Peter Boch, und der Geschäftsführerin Barbara Früh, warte man inzwischen auf eine entsprechende Aussage.
Wie berichtet, hat das vom gebürtigen Pforzheimer Stephan Wunsch geführte Unternehmen detaillierte Pläne für eine mögliche Bebauung des Geländes vorgelegt. Und auch einen exakten Kaufpreis benannt. 3,2 Millionen Euro will man hinlegen, um das Grundstück zu erwerben und gemeinsam mit Partnern zu entwickeln. Studentisches Wohnen im großen Stil soll nach deren Vorstellung dort entstehen. Ein 25-Millionen-Euro-Projekt mit drei quer zur Hohenzollernstraße platzierten, mehrgeschossigen Baukörpern, die laut dem Entwurf insgesamt rund 210 Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements sowie Vier-Zimmer-Einheiten für Wohngemeinschaften beinhalten. Mit dem angebotenen Kaufpreis bewege man sich gut eine Million Euro über dem Bodenrichtwert, hatte Wunsch zuvor gegenüber der PZ betont, der die vorübergehende Nutzung als Parkraum tolerieren würde und zudem in Aussicht stellte, dass später ein Großteil der rund 80 Plätze in der zum Vorhaben gehörenden Tiefgarage von externen Interessenten angemietet werden könnten.
Hochschulrektor sieht Bedarf
In dem aktuellen Schreiben bezieht sich Weitblick Swiss nun auf eine auf den 17. November terminierte Sitzung des Stadtbau-Aufsichtsrats. In deren Folge erwarte man nun einen eindeutigen Fingerzeig, also einen gereckten oder gesenkten Daumen. Das Unternehmen benennt zudem für Anfang Dezember zwei mögliche Termine zum persönlichen Austausch. Im Anschluss aber müsse Gewissheit herrschen.
Man bitte um Verständnis dafür, dass Weitblick Swiss andernfalls „unser Kaufangebot in Höhe von 3,2 Millionen Euro für das Grundstück zurückziehen und das Projekt nicht weiterverfolgen werden“, so der unterzeichnende CEO Stephan Wunsch, der in dem Schreiben zum Ausdruck bringt, dass dies für ihn nicht nur aus geschäftlichen Gründen ein besonderes Projekt wäre. „Als gebürtiger Pforzheimer würde ich mich persönlich freuen, für die Stadt, die Hochschule und die zukünftigen Studenten eine zukunftsorientierte Unterkunft schaffen zu können“, schließt er den Brief, der auch dem Hochschulrektor Ulrich Jautz zuging.
Dieser hatte im Frühjahr gegenüber PZ-news bekräftigt, den Bau solcher Appartements zu begrüßen. Aus Jautz’ Sicht ist es „ein wichtiger Faktor für die Attraktivität einer Hochschule, dass vor Ort in ausreichendem Maße freier Wohnraum für die Studierenden vorhanden ist, der bezahlbar ist“. Es liege zudem in seinem Interesse, dass Studierende ihren Erstwohnsitz in Pforzheim nehmen und das Leben der Stadt bereichern. Die Nordstadt als Wohnort sei „sehr angesagt“.
Rathaus hält sich bedeckt
Von der Stadtverwaltung sind bislang nur recht allgemein gehaltene Aussagen zu dieser Causa zu erhalten. Ende Oktober hieß es von deren Pressestelle: „Derzeit befinden sich die Planungen für die Nachnutzung des Areals weiterhin in einem laufenden Abstimmungs- und Prüfprozess.“ Es würden verschiedene Optionen geprüft – ergebnisoffen und mit verschiedenen möglichen Investoren. Ziel sei es, eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung zu finden, die den Anforderungen des Standorts gerecht werde.
Stephan Wunsch selbst wollte sich am Montag auf PZ-news-Anfrage nicht zu dem aktuell kursierenden Schreiben äußern, da dieses ja direkt an die Aufsichtsräte adressiert sei. Nur so viel: „Wir wollen einfach eine Antwort – nicht mehr und nicht weniger.“
