SPD-Rat Ludwig Oßwald erklärt, warum er nur noch für den Gemeinderat antritt
Keltern/Enzkreis. Den Wählern ist es offensichtlich wichtig, dass der Bürgermeister ihrer Gemeinde auch im Kreistag Entscheidungen treffen kann. Wo Rathauschefs antreten, zählen sie in der Regel zu den absoluten Stimmenkönigen.
Die PZ hat bereits berichtet, dass die Amtsträger selbst das auch so wahrnehmen. Die Folge: Am 26. Mai, wenn der neue Kreistag gewählt wird, stehen die Bürgermeister von 21 der 28 Kreisgemeinden auf dem Stimmzettel, außerdem tritt in Illingen mit Jochen Protzer der frühere Rathauschef an, in Niefern-Öschelbronn sind es mit Birgit Förster und Jürgen Kurz sogar die amtierende Chefin und ihr Vorgänger.
Für den scheidenden SPD-Kreisrat Ludwig Oßwald aus Keltern ist damit klar, dass die Rathauschefs nach der Wahl im Gremium ein noch größeres Gewicht haben werden, als das heute bereits der Fall ist. Derzeit sind 16 aktive und vier ehemalige Rathauschefs Kreisräte. „Die Bürgermeister dominieren den Kreistag“, sagt Oßwald. Nicht nur als größte vertretene Berufsgruppe, meint der Schreiner und Modellbauer, sondern auch in den politischen Debatten selbst. Schließlich seien die Amtsträger in den Themen drin und verstünden die verwaltungstechnischen Fragen durch ihren Berufsalltag. Für Oßwald ist das im Kreistag damit ein wenig wie eine Zusammenarbeit von Profis mit Ehrenamtlichen. Auf dieser Ebene hätten es beispielsweise Handwerker wie er selbst schwer, ihre Sichtweise einzubringen. Ein Grund für den Rückzug.
Politik sieht man in der Werkstatt, in der der bald 72-Jährige noch mit einem Mitarbeiter aktiv ist, an einigen Stellen. Im Treppenhaus hängen Plakate von Bundestagswahlkämpfen mit Ute Vogt und Katja Mast aus erfolgreicheren SPD-Tagen. Im Flur hat Oßwald Zeitungsartikel an die Wand gepinnt, die ihn besonders interessiert haben. Und ganz von der Kommunalpolitik will er auch nicht lassen. Schließlich lägen auf Gemeindeebene die Dinge anders, sagt Oßwald. Dort sei die Bürgerschaft vielfältiger repräsentiert – und als Rat sei man viel stärker als Bindeglied zwischen Anliegen der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung gefragt. „Wenn ich in Keltern unterwegs bin, kommen die Leute auf mich zu und sagen, was sie im Ort umtreibt“, so Oßwald. Deshalb zieht es ihn im Mai ein weiteres Mal in den Gemeinderat, in den Kreistag, dagegen nicht mehr.
Dabei plädiert der SPD-Mann nicht unbedingt für das Landtagsmodell, wo mittlerweile, anders als früher, Amtsträger kein Mandat mehr neben ihrer Amtstätigkeit ausüben dürfen. Der Kelterner weiß, wie vielen Wählern ihre Rathauschefs im Kreistag wichtig sind. Eines stört ihn an der Konstruktion aber grundsätzlich: „Letztlich ist der Landrat derjenige, der einem Bürgermeister auf die Finger schauen muss“, sagt Oßwald, „deshalb finde ich es bedenklich, dass sie den Kreischef als Kreisräte selbst wählen.“ Es gebe bundesweit viele Beispiele für eine Bürgerwahl der Landräte. Das wäre ihm auch das liebere Modell.
