Schandtaten auf dem Häckselplatz: Umweltsünder entsorgen illegal Müll in Enzberg
Mühlacker-Enzberg. Es ist eine Geschichte voller Ärgernisse, die Nutzer des Enzberger Häckselplatzes seit Jahren erdulden müssen. Erst vor wenigen Tagen hat ein aufmerksamer Beobachter festgestellt, dass nicht wenige Zigarettenschachteln inklusive Inhalt unweit der Einfahrt zum Häckselplatz illegal entsorgt worden sind. Von „Umweltfrevel“ spricht der Enzberger Bürger und hat der PZ auch gleich ein Foto der Schandtat mitgeliefert.
Wegen des verbotenen Abladens solcher Abfälle steigt auch dem Enzberger Häckselplatzpaten Theo Bellon in regelmäßigen Abständen die Zornesröte ins Gesicht. Im Lauf der Jahre hat Bellon schon so einiges schlucken müssen – seien es nun riesige, mannshohe Baumstümpfe, komplette Kücheneinrichtungen oder kubikmeterweise Bauschutt – alles ist auf dem frei zugänglichen Gelände entsorgt worden. „Gerade hat hier jemand auch ganze Thuja-Stämme abgeladen. Dabei ist nur Grüngut und Heckenschnitt erlaubt“, sagt Bellon. Dass sich die Lage zuletzt extrem verschärft habe, könne er zwar nicht behaupten. In den vergangenen Wochen sei er allerdings auch oft nahe beim Gelände auf seinen Ackerflächen mit dem Traktor unterwegs gewesen. „Dass ich dort längere Zeit Präsenz gezeigt habe, könnte durchaus den ein oder anderen Übeltäter abgeschreckt haben“, räumt der 83-Jährige ein.
Über das unverfrorene und unverschämte Verhalten so mancher Personen ärgert sich seit Jahren auch schon der Enzberger Rolf Stehle, der auf dem Häckselplatz gerade eine 50 Quadratmeter große Kunststofffolie in mühsamer Arbeit entfernt. „Hier sieht es manchmal aus wie die Sau. Und ich räume das Zeug halt auf die Seite, weil es sonst keiner tut“, sagt Stehle, der sichtlich genervt ist. Denn beispielsweise große Baumwurzeln oder Eternitplatten müssten von Fachfirmen mit großem Gerät teuer entsorgt werden. „Dafür zahlt dann der Landkreis und im Endeffekt der Steuerzahler die Zeche“, echauffiert sich der Enzberger. Von Autoreifen bis zur Badewanne habe man hier schon alles im Programm gehabt, erinnert er sich. „Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so rücksichtslos sein kann“, betont Stehle, der wie Bellon dafür plädiert, das Areal beim Steinbruch – abseits und äußerst verkehrsgünstig gelegen – zumindest einzuzäunen.
Aber auch das sei keine Patentlösung, wissen beide. Dann würden die Leute das Material halt einfach vor dem Tor abladen.
„Die Enzberger Bürger kümmern sich zwar und halten Ausschau. Aber man kann die Augen halt nicht überall haben“, ergänzt Bellon, der als Häckselplatzpate auch nicht müde wird, die Übeltäter bei illegalen Entsorgungen vor Ort zurechtzuweisen.
Deswegen am Kragen gepackt hat ihn bisher zwar noch niemand. Aber Beschimpfungen gäbe es häufiger oder man kriege zur Antwort: „Du hast hier doch nichts zu sagen“, so Bellon. Das Amt für Abfallwirtschaft im Enzkreis kennt solche Szenarien und hat für jeden der 30 Häckselplätze in der Region einen Paten installiert. „Die Paten schauen unregelmäßig – abhängig von Bedarf und Vegetationslage – nach den Plätzen und kontrollieren stichprobenartig“, heißt es aus dem Landratsamt. Zudem seien noch die Bauhöfe regelmäßig vor Ort und diverse Dienstleister würden dort ihre Arbeiten verrichten. Eine lückenlose Überwachung sei allerdings nicht möglich.
Genaue Zahlen zu Verschmutzungen oder unzulässigen Entsorgungen lägen für die 30 Häckselplätze im Kreis nicht vor, so das Amt für Abfallwirtschaft. Das läge unter anderem auch an der unscharfen Definition der „Verschmutzung“, die von einer einzigen Zigarettenschachtel bis zu einer Wohnungseinrichtung reichen könne. Alles in allem nimmt das Amt keine Steigerung von Beschwerden wahr, weist aber darauf hin, dass unzulässige Entsorgungen nicht nur auf Häckselplätzen vorkämen. Auch etwas abgelegene Park- und Wanderparkplätze, Aussichtspunkte mit Parkbänken und dergleichen seien betroffen. Und was kann man überhaupt gegen das Abladen von verbotenen Abfällen tun? „Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung“, heißt es vom Kreisamt.
Informationen, wie und wo einzelne Abfallarten richtig entsorgt werden können, gibt es auf der Internetplattform www.entsorgung-regional.de/entsorgung
