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Weihnachten -  18.12.2018
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Stille Nacht? Von wegen! – Kabarettistin Madeleine Sauveur lästert im Kulturbahnhof über Weihnachten

Niefern-Öschelbronn. Nervige Blockflötenkonzerte, ungewollte Gewichtszunahme wegen des zu fetten Essens, jede Menge Stress, unnütze Geschenke, Lichterketten aus LEDs und mit Pestiziden verseuchte Tannenbäume: Madeleine Sauveur hat im Nieferner Kulturbahnhof „durchaus ambivalente Gefühle“ in Bezug auf Weihnachten. Und das ist noch freundlich formuliert.

Aber mal ehrlich: Die letzten paar Wochen des Jahres können sich schon ziemlich kompliziert gestalteten, wenn eine Weihnachtsfeier die nächste jagt, wenn Geschenke und Bäume gekauft werden müssen. Früher war das einfacher, weniger konsumorientiert. Da war der Tannenbaum noch eine ständig nadelnde Fichte. „Spätestens am zweiten Weihnachtstag waren keine Nadeln mehr dran.“ Da hat der Vater totgesagte Exemplare zu neuem Leben erweckt. „Das war noch ein Baum, zu dem man eine echte Beziehung hatte.“

Und heute? Da stellt man sich die Nordmann-Tanne ins Wohnzimmer, „die vollautomatische italienische Espresso-Maschine unter den Weihnachtsbaum“, gewissermaßen das „Rundum-Wohlfühl-Paket für den Heiligen Abend“. Noch schlimmer: das Schmücken mit Lichterketten, der ewige Streit zwischen „Pyromantikern“ und „Leuchtdiomatikern“.

Und erst der Gang über den Weihnachtsmarkt, auf dem es nach chinesischen Pilzpfannen, Thüringer Rostbratwürsten, Honigkerzen und gebrannten Mandeln duftet. Oder wie es Sauveur ausdrückt: „Da wird einem ja schlecht.“ Als sie klein war, gab es das alles nicht. Da war der Weihnachtsmarkt das „Paradies für wenig Geld“. Aber nicht, dass in ihrer Kindheit alles gut gewesen wäre: Einen Hund bekam sie nicht geschenkt, sondern ein Aquarium. Ihre Rache: „Ich war dann auch keine gute Fischmutter.“

„Tafel-Tangas“ als Aufreger

Nicht die einzige Geschichte, die die Kabarettistin dem Publikum erzählt. Sauveur wirft mit Konfetti und Lametta, knipst eine elektrisch betriebene Kerze an, gibt mehr oder weniger praxistaugliche Tipps und redet mit ihrer Tischdecke, die sich prompt über „Tafel-Tangas“ aufregt: Läufer, die nur das Nötigste abdecken. Mit Clemens Maria Kitschen singt sie über den Weihnachtsfeier-Marathon, die Wünsche von Hunden, über Gewaltfantasien am Fest des Friedens und über das Krippenspiel. Das Publikum spendet tosenden Beifall. Als Zugabe trällert sie zusammen mit ihren Zuhörern ein „schönes deutsches Weihnachtslied“: „Feliz Navidad“.

Autor: Nico Roller