Streit wegen B10-Auffahrten: So ist der Stand bei der A8-Baustelle
Niefern-Öschelbronn/Pforzheim. Die erste neue A8-Fahrbahn im Enztal Richtung Stuttgart ist nun sichtbar: Der rund 400 Meter lange Tunnel in der Kieselbronner Kurve ist fast fertig und eine asphaltierte breite Trasse streckt sich von der Senke zur Rastanlage. Über die größte Baustelle in Baden-Württemberg staunte kürzlich Landesverkehrsminister Winfried Hermann:

„Wann immer ich dort vorbeikomme, sehe ich den riesigen Aufwand für den Ausbau, ich bedauere es, dass man sich einst nicht für eine Brückenlösung entschieden hat.“
Das hätte alle Probleme leichter lösbar gemacht, sagte der Grünen-Minister in der Fragestunde des Landtags dem Abgeordneten Erik Schweickert, der die Verkehrsführung auf die erste neue A8-Strecke im kommenden Baustadium kritisiert hatte.
Schweickert zeigt sich kritisch
Der FDP-Politiker aus Niefern erhoffte sich im Parlament Rückendeckung von Hermann:
„Das Verkehrschaos rund um Auf- und Abfahrten an der B10 zur A8 setzt sich wieder fort, schon bisher gab es dort Auffahrunfälle.“
Seine Hauptkritik: Entgegen früheren Informationen verwehre die Autobahn-Gesellschaft des Bundes Autofahrern aus Pforzheim noch länger die fürs Frühjahr 2026 in Aussicht gestellte Linksabbiegespur für eine Auffahrt nach Stuttgart.
Die neue Autobahn, verquickt mit einer Bundesstraße, die am Anschluss Pforzheim-Ost in Niefern noch auf vier Spuren verbreitert werden soll, sind aus Hermanns Sicht „eine schwierige Sache“. Doch warum müssen Pendler, die Richtung Landeshauptstadt wollen, weiter Umwege machen? „Weder die Baufeldgrenzen noch der A8-Umbau lassen Raum für eine vorübergehende Abbiegespur zu den neuen Rampen der nach Stuttgart führenden A8“, teilte Hermann dem Liberalen mit. Im Auftrag des Landes zeichnet die Autobahn-GmbH auch für eine bessere B10 bei Niefern verantwortlich.
Ein eigener Streifen für abbiegende Fahrer sei aus Platzgründen „nach derzeitiger Planung nicht umsetzbar“, bestätigte Linda Mayer als stellvertretende Sprecherin der Niederlassung Südwest auf PZ-Anfrage. Doch womöglich öffnet sich noch ein Schlupfloch: „Aktuell prüfen wir gemeinsam mit dem Hauptunternehmen für den A8-Ausbau, ob zeitweise eine Öffnung der Auffahrt aus Richtung Pforzheim und Eutingen möglich ist“, so Mayer. Bis Jahresende stehe das Ergebnis fest.
Gefährliche Wendemanöver
„Ich meine, es gibt dort genügend Platz“, sagte hingegen Schweickert. Er bleibe misstrauisch: „Ich glaube nicht an eine große Lösung der Autobahn-GmbH, es wäre nicht das erste Mal, dass man eine Prüfung verspricht und dann mitteilt, dass man doch nichts machen kann.“
Da jedoch nächstes Jahr zumindest Fahrer aus Niefern auf die neue Stuttgarter Fahrbahn dürfen, befürchtet er noch mehr Wendemanöver in der Kurve zum Queens-Hotel. Dort drehen seit langem immer wieder Fahrer aus der Stadt um, die dann kurzerhand zur A8-Auffahrt Richtung Karlsruhe kommen.
Der Trick funktioniert jedoch nicht mehr lange: Wenn nächstes Jahr auf Eutinger Seite die neue Trasse mit jeweils zwei Streifen pro Richtung eröffnet wird, steht die aktuelle Zufahrt von der B10 zur A8 nach Karlsruhe nicht mehr zur Verfügung – zu groß ist der Höhenunterschied zwischen alten und neuen Fahrbahnen der A8.
Eine andere List sieht so aus: Bisher haben sich manche Fahrer nicht einmal gescheut, auf der B10 anzuhalten, bis sie eine Lücke erspähen, um trotz Verbots auf die Autobahn nach Karlsruhe einzubiegen. Der FDP-Abgeordnete drängte mit Blick auf mehrere Unfälle Minister Hermann, mit der Polizei zu sprechen: „Kontrollen wären sinnvoll.“ Das gelte auch für den drohenden nächsten Konfliktpunkt, sollten Fahrer aus Pforzheim oder Eutingen versuchen, auf der B10 zu stoppen und trotz des Gegenverkehrs kurzerhand auf die A8-Rampe nach Stuttgart abzweigen – ohne die berüchtigte Wende beim Queens.