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Remchingen -  09.09.2025
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Tag des offenen Denkmals: Remchinger haben ihrem altem Fachwerk neues Leben eingehaucht

Remchingen. Friedrich VII. Magnus war Markgraf von Baden-Durlach, die abgebrannte alte Remchinger Wasserburg diente als Steinbruch, und der Spanische Erbfolgekrieg tangierte die Region, als 1705 ein Fachwerkhaus inmitten der Kleinen Kirchstraße in Wilferdingen in die Höhe wuchs.

Inmitten der Kleinen Kirchstraße in Wilferdingen haben Jessica und Patrick Brückel Großes vor: Sie sanieren das 1705 erbaute Fachwerkhaus ihrer Familie.
Inmitten der Kleinen Kirchstraße in Wilferdingen haben Jessica und Patrick Brückel Großes vor: Sie sanieren das 1705 erbaute Fachwerkhaus ihrer Familie. Foto: Julian Zachmann

Über 300 Jahre später stehen Jessica und Patrick Brückel auf dem Gerüst, prüfen mit dem geschulten Blick eines Zimmermanns Balken für Balken und legen selbst Hand an, wenn hier und da ein Austausch nötig ist. Die meisten jedoch sind nach wie vor stabil und selbst die wenigen, die sie tauschen müssen, holen sie von ebenso alten abgerissenen Häusern oder Schuppen aus der Region: „Damit das Holz zum anderen passt und nicht mehr arbeitet“, erklärt Patrick Brückel, der sich mit seiner Frau vor zwei Jahren entschieden hat, das denkmalgeschützte Haus, in dem seit Generationen seine Familie und zuletzt seine Großmutter lebte, mit neuem Leben zu füllen. Eine Entscheidung, die den beiden 29-Jährigen ein paar schlaflose Nächste und unzählige Überraschungen beschert hat – die sie aber trotz schier pausenloser Arbeit kein bisschen bereut haben.

„Bei so einem Projekt kann man nicht einfach zum nächsten Baumarkt gehen, wenn man etwas braucht und auch nicht jeden Handwerker fragen. Aber das Haus und die Scheune bieten uns genug Platz, wir können nahe bei unseren Eltern wohnen und dazu in einer tollen Gemeinde.“ Auch wenn die beiden hauptberuflich in der Industrie und im Büro arbeiten, sind sie mittlerweile zu talentierten Hobbyhandwerkern geworden, kümmern sich neben dem Fachwerk um das Verfüllen der Wände mit Naturstoffen wie Lehmstein, Holzweichfaserplatten und selbst angerührtem Lehm, betonieren, dämmen und klopfen Schlitze für Leitungen. Wo früher bis zu 20 Menschen Schutz suchten, tauschen sie heute Öl- und Nachtspeicheröfen gegen eine Wärmepumpe samt PV-Anlage auf der Scheune, den Holzherd gegen Induktion, legen Warmwasserleitungen und haben bereits Glasfaser gebucht.

Trotzdem bleibt auch innen der Charme von früher erhalten: Neben neuen Sprossenfenstern – ohne Läden, da diese ursprünglich nicht original waren – halten restaurierte Möbel und ein Holzofen für die Stuben mit niedrigen Decken Einzug. Anstatt Tapeten sorgt der selbstverputzte Lehm dafür, dass das Holz genug Luft bekommt. Inspirationen holen sie sich neben dem Rat von Experten und der Denkmalschutzbehörde aus Büchern, von YouTube-Videos oder bei Besuchen ähnlicher Projekte – ob im Elsass oder auf kurzen Wegen beim Darmsbacher Dreiseithof, wohin sie vor Jahren der Tag des offenen Denkmals geführt hatte.

„Jetzt möchten wir auch selbst unsere Baustelle öffnen und andere motivieren, die vor ähnlichen Entscheidungen stehen“, blickt Jessica Brückel auf den bundesweiten Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, an dem sie von 14 bis 18 Uhr geöffnet haben. Bereits ab 13 Uhr offene Türen haben außerdem wenige Meter weiter die Alte Kirche Wilferdingen, wo Helene Schwarz zahlreiche Kleidung, Bilder und Anekdoten von Hochzeiten zu Großeltern-Zeiten zeigt, und das Römermuseum am Fuße des Niemandsbergs, wo es neben den Ausstellungen das Museumscafé und einen Bücherflohmarkt gibt.

Heimsheim: 1729/30 wird das Graevenitz’sche Schloss im Barockstil erbaut. Zwischen 11 und 17 Uhr finden jeweils zur vollen Stunde Führungen statt. Treffpunkt am Fuße der Schlosstreppe.

Das Programm

  • Karlsbad-Ittersbach. Der Heimatverein Karlsbad feiert an diesem Tag sein 40-jähriges Bestehen. Rund um das Heimatmuseum in Ittersbach findet ein Jubiläumsfest für die ganze Familie statt. Beginn ist um 11 Uhr mit einem Festakt, zwischen 13 und 17 Uhr gibt es zahlreiche Mitmach- und Vorführstationen: Obstpresse, Schmiede oder Spinnen werden vorgeführt. Ab 17 Uhr rundet ein Konzert der Band Paperlate das Fest ab.
  • Knittlingen: Das Fachwerkhaus in der Knittlinger Straße 8 wurde 1584 bis 85 erbaut. Interessenten können an einer Lehmputz Werkstatt teilnehmen. Das Angebot startet um 11, 12.30 und 14 Uhr. Anmeldung: everge@yahoo.com
  • Knittlingen-Hohenklingen: Die kleine Evangelische Kirche am Wetteplatz (Stockachstraße 3) ist eine Besonderheit. Mit ihrem Dachreiter prägt sie die Nachbarschaft. Die Führungen dauern 20 Minuten und finden um 14, 15 und 16 Uhr statt. Anmeldung unter Telefon (07043)920693.
  • Königsbach-Stein: Das Schloss Königsbach (Saint-Andre-Straße 9) ist 650 Jahre alt und wurde als Wasserschloss gebaut. Die Anlage besteht neben dem Schloss aus Torhaus, Meierei mit Zehntscheune und zwei Pavillons. Eine Führung um das Schloss und durch den Park wird um 11 und 14 Uhr angeboten, Dauer eine Stunde.
  • Maulbronn-Schmie: Die Anfänge der Evangelischen Dieboldskirche in der Hauptstraße 10 in Schmie liegen um das Jahr 1200. Erwähnenswert sind die vier Fenster des Stuttgarter Glaskünstlers Rudolf Yelin. Ab 14 Uhr kann man die Kirche besichtigen.Anmeldung unter Telefon (07043)920693.
  • Maulbronn-Zaisersweiher: Die Evangelische Johanneskirche in der Kirchgasse 20 hat einen weithin sichtbaren markanten Turm. Bemerkenswert sind auch die drei großen Glasfenster. Geöffnet ist die Kirche ab 10 Uhr. Es gibt eine Führung mit Turmbegehung und zu den Fenstern. Anmeldung unter Telefon (07043)920693.
  • Mühlacker: Der Uhlandbau (Haupteingang Uhlandstraße 7) wurde in der Rekordzeit von 99 Arbeitstagen 1921 auf Initiative des jüdischen Bijouteriefabrikanten Alfred Emrich und seiner kunstliebenden Frau errichtet. Ein Vortrag findet um 14 Uhr statt und dauert 90 Minuten. Anmeldung: vhs@stadt-muehlacker.de oder Telefon (07041) 876 300.
  • Mühlacker-Enzberg: Um die Geheimnisse der römischen Villa Rustica geht es um 11 Uhr bei einer Führung mit Edelgard Gressert-Seidler. Treffpunkt: Heilbronner Straße 16 in Enzberg.
  • Mühlacker-Lienzingen: Die Frauenkirche (Bei der Frauenkirche 20) wurde als Wallfahrtskirche 1476 bis 82 erbaut. Sie ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ab 14.30 Uhr findet ein einstündiger Vortrag statt.
  • Mühlacker-Mühlhausen: Die Evangelische Albanikirche in der Wasserstraße gehörte wohl früher zum Kloster Lorsch. Ab 10 Uhr ist sie geöffnet. Anmeldung unter Telefon (07043)920693.
  • Niefern-Öschelbronn: Nach einem Brand 1933 wurde der Ortskern von Öschelbronn im fränkischen-alemannischen Fachwerkstil wieder aufgebaut. Die Alte Schmiede ist eines dieser Anwesen und befindet sich am Marktplatz. Nach Bedarf gibt es von 13 bis 18 Uhr Führungen. Die Geräte werden vorgeführt.
  • Remchingen-Wilferdingen: Die alte Evangelische Kirche in Wilferdingen (Kirchstraße 21) wurde 1784 bis 1786 erbaut. Sie ist von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Gezeigt wird die Ausstellung „Heiraten und Hochzeit feiern zu Großmutters Zeiten“. Ergänzend bietet eine Heimat-Ausstellung Einblicke. In unmittelbarer Nähe befindet sich das ebenso geöffnete Fachwerkhaus (14 bis 18 Uhr) in der Kleinen Kirchstraße, das 1705 erbaut wurde.
  • Schömberg: Angeboten werden kurortgeschichtliche Wanderungen entlang der ehemaligen Sanatorien. Eine Tour startet um 10 Uhr und dauert zwei Stunden, eine weitere Wanderung beginnt um 14.30 Uhr und dauert 90 Minuten. Das Museum „Haus Bühler“ ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet . Weitere Infos unter Telefon (07084)6714.
  • Schömberg-Langenbrand: Wanderung in Langenbrand zu den Grenzsteinen. Beginn ist um 14 Uhr, Dauer: 45 Minuten. Anmeldung unter Telefon (07084)6714, Treffpunkt am Bürgerhaus Langenbrand (Salmbacher Straße 10).

Weitere Infos unter https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/programm