Gemeinden der Region
Enzkreis -  23.10.2018
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Trockenheit: Viehbestand verringert, Felder für 2019 vorgeschädigt

Enzkreis. Schon der Sommer zählte zu den heißesten aller Zeiten und bescherte der Region wochenlange Trockenheit. Wer beim Blick auf die gestressten Pflanzen darauf setzte, dass mit dem Herbst schon die Niederschläge kommen werden, der hat sich getäuscht. An der Wetterstation Ispringen/Pforzheim wurde nur am 1. Oktober nennenswerter Regen gemessen: magere 2,7 Liter pro Quadratmeter. Seitdem gab es so gut wie keine Niederschläge mehr.

Ein paar verstreute Tröpfchen bescheren eine Monatsbilanz von unglaublichen 3,6 Litern pro Quadratmeter im bisherigen Oktober. Zum Vergleich: Der langjährige Mittelwert liegt für diesen Monat in der Region bei 49,8 Litern pro Quadratmeter.

Am Wochenende soll es regnen

Kein Wunder, sehen viele einen Hinweis auf Regen fast schon als eine Nachricht zum Feiern. Mitte der Woche, so Andreas Pfaffenzeller, Leiter des Deutschen Wetterdienstes in Stuttgart, könnten ein paar Tröpfchen dazukommen. Und derzeit sehe es so aus, als würde das Wochenende tatsächlich ordentlich Regen bringen.

Vor allem für die Landwirte aus der Region wäre das eine Erleichterung. Denn selbst für unbeteiligte Beobachter, die dieser Tage in der lauen Herbstsonne ihren Spaziergang vorbei an landwirtschaftlich genutzten Flächen gemacht haben, ist das kein schöner Anblick: Verbranntes Gras, kahle Erdflächen und durch die anhaltende Trockenheit aufgebrochene Böden. „Gerade den Ackerbau hat die Trockenheit in diesem Jahr voll erwischt“, betont Landwirt Werner Vincon aus Kleinvillars. Vom Frühjahr bis zum August habe er noch Hoffnung auf ausreichenden Niederschlag für seine Nutz- und Futterpflanzen gehabt. „Jetzt sieht es aber ganz danach aus, dass Wiesen und Felder bereits nachhaltig für das kommende Jahr geschädigt sind“, glaubt Vincon. „Speziell auf den völlig kahlen Bodenstellen wächst so schnell nichts mehr nach“, weiß der Landwirt. Hinzu kämen auch noch Wildschweinschäden.

Kartoffeln bei Ernte beschädigt

Selbst die Kartoffelernte sei durch den starken Wassermangel beeinträchtigt worden. Weil sich beim Vollernter-Einsatz die harte Erde nur mit Mühe von der Frucht habe trennen lassen, seien viele Knollen beschädigt worden. Und auch das Futtergetreide Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, hätte längst schon ausgesät werden müssen. „Wegen der harten Böden geht das momentan aber leider nicht“, sagt Vincon, der ob der mangelnden Futtermittel nun sogar gezwungen ist, seinen Viehbestand zu reduzieren.

So weit ist es beim Wiernsheimer Milch- und Käseproduzenten Jörg Blessing zwar noch nicht. Aber auch er leidet unter der Futterknappheit für seine 40 Milchkühe. „Seit einem Vierteljahr ist auf der Weide so gut wie kein Grünfutter mehr gewachsen“, schildert Blessing die Notlage. Glücklicherweise habe ihm ein Nachbar-Landwirt mit Kleegras ausgeholfen. „Aber trotzdem reicht das Futter nur gerade so aus“, sagt er.

Überrascht habe ihn in diesem Jahr besonders die extrem großflächige Trockenheit. Auch pflügen könne man nicht, weil der Boden dafür zu hart sei. „Diesmal hat es uns Landwirte böse erwischt“, klagt Jörg Blessing und hält fest: „Der weltweite Klimawandel ist damit auch im Enzkreis immer deutlicher zu spüren.“

Autor: Peter Hepfer und Alexander Heilemann