Über den Dächern der Stadt: Dieser Rapper aus der Region haut ein Lied nach dem anderen raus
Pforzheim/Straubenhardt/Berlin. In der Region ist Julian Hellebrand alias Pedro Panaché kein Unbekannter. Im Jahr 2014 eröffnete der aus Langenalb stammende Rapper den zweiten Festivaltag auf dem „Happiness“, was er sich über einen Band-Wettbewerb auf Facebook gesichert hatte.
Pedro rappt seit Sommer 2010, als er nach dem Abi auf dem Neuenbürger Gymnasium mit Freunden am „Étang du Stock“, einem elsässischen Weiher, campen war. „In jenem Urlaub haben wir eigentlich nur Deutschrap gehört – hauptsächlich Tracks von Prinz Pi. Auch mein Buddy Sören Munkelt war dabei, der schon damals Beats produzierte“, erinnert sich der heute 29-Jährige. Für ihn gelten André 3000 (Outkast) und Retrogott als beste Rapper. Seine Lieblingsband: die Beatles.
Die Initialzündung war dann aber, als Sir N und er mit Notizblöcken und dem Vorhaben, jeweils einen ersten Rap zu schreiben, Richtung sanitäre Anlagen getigert sind. „Auf dem stillen Örtchen, Kabine an Kabine, ist bei mir ein erster Text entstanden, den ich auch vortragen sollte“, erzählt Pedro. Von da an sind die beiden öfter abgehangen, haben Rhythmen gebastelt, Raps geschrieben und ausprobiert.
Bis heute motiviert es ihn, wenn Sir N immer wieder Beats schickt, die automatisch etwas in ihm auslösen. Pedro Panaché will etwas auf die Straße bringen: seine Fähigkeiten in einem kreativen Produkt bündeln, das ihm und anderen gefällt. „Und vielleicht für immer da draußen rumgeistert.“ Nun hat das Warten ein Ende, sechs Jahre nach „Markige Worte“.
Ein Hit nach dem anderen
Davon, erneut ein ganzes Album geschlossen rauszubringen, haben sich die beiden aber verabschiedet. Bei den 18 Tracks, die er fürs Projekt „Pedro Pan“ geschrieben hat, erschien es ihnen sinnvoller, Stück für Stück zu veröffentlichen. „Standesgemäß mit Videos und ordentlich Vorfreude dazwischen.“ Nach „Intro zwo (oder so)“, „King Jong Kong“ und „Rucksackrap“ lässt gerade „DSL 1000“ die Herzen der Fans pulsieren. Bald sollen die Nummern „in dunklere Gefilde“ abbiegen. Und eine neue EP ist in Planung.
Pedro, der gerade in Berlin den Master im Studiengang „Kommunikation“ macht, ordnet sich dem Genre des „Conscious Rap“ zu. Bei ihm solle jeder Text für sich sprechen. So geht es auf „In dieser Zeit“ um die Auseinandersetzung mit innerem Druck und die Linderung durch emotionalen Beistand. „Was ihr wollt“ hat die Botschaft, sich nicht verbiegen zu lassen, so sehr man auch manchmal durchs Raster fällt. Im aktuellen „Intro zwo (oder so)“ dreht sich’s einfach darum, das eigene Können Zeile für Zeile zu testen. Dazwischen: Liebeslieder, Trauerlieder, Gesellschaftskritik, Jux und Dollerei. Was man bei ihm eher nicht hört: Protz, Hass und Bitches. „Das wäre auch zu einfach“, sagt er.
Kein spezieller Stil
In eine spezielle Rap-Szene ist Pedro Panaché nicht integriert. „Ich habe es nie geschafft oder gewollt, mich einer bestimmten Weltsicht, einer Stilgemeinschaft oder einem Musik-Biz-Netzwerk anzuschließen.“ Eigenmarketing und Netzwerken widerstreben ihm, ironischerweise seit er in Stuttgart Werbung und Marktkommunikation studiert hat. „Natürlich hätte ich gerne, dass Hunderttausende hören, was ich auf Sörens Beats zu sagen habe. Andererseits will ich mich nicht für irgendeinen Markt oder eine Szene verbiegen.“ Ein Widerspruch, den er gerne aushält.
Von seiner Zeit als pubertierender Gefühlsverwirrter bis zum kindsköpfigen Abiturienten hat er immer Songs für sich selbst geschrieben: auf Englisch, mit Gitarre und Gesang, im Stil von Jack Johnson. Seither gibt es nur noch Pedro Panaché und Sir N. Aktuell steht allerdings ein Projekt mit Freunden in Berlin in den Startlöchern, das beide Musikwelten verbinden soll. Unter normalen Umständen würde einiges anstehen. Doch aus den Plänen etwa, in seiner Heimat an Ostern ein Konzert unter Freunden in „Bryan’s Gentlemen Club“ zur Vernissage von Philipp Schroth zu spielen, wurde erst mal nichts.
In Berlin macht Pedro gerade das, was viele machen: leben, kreativ sein, an Projekten und Perspektiven arbeiten. In seinem Freundeskreis findet er für seine Musik alles. Es braucht eigentlich nur eine Prise Nachdenklichkeit – und der Text ist in ein paar Stunden oder Tagen fertig. Dann wird immer wieder ein bisschen gemeinsam dran gefeilt. Alles steht und fällt bei Pedro Panaché mit guten Beats – und den Leuten, die ihm ab und zu in den Hintern treten. Zuletzt offenbar mit Erfolg.
