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Enzkreis -  13.10.2025
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Vergünstigter Tarif: Wird auf Weihnachtsmärkten im Enzkreis und Kreis Calw nun vermehrt Musik gespielt?

Enzkreis/Kreis Calw. Das Spielen von Musik auf Weihnachtsmärkten hat jahrelang seinen Preis gehabt. Grund waren hohe Lizenzgebühren für Songs, deren Urheber noch leben oder nicht mindestens 70 Jahre tot sind. Nicht betroffen sind etwa „Alle Jahre wieder“, „Fröhliche Weihnacht überall“ und „Oh Tannenbaum“. Hohe Kosten sind ab der Saison 2025 passé. Für zunächst vier Jahre wird der Gema-Tarif um 35 Prozent gesenkt.

Immer ein Highlight ist die Dorfweihnacht in Grunbach, wie hier im Jahr 2017. Für die musikalische Unterhaltung sorgt seit jeher der Musikverein.
Immer ein Highlight ist die Dorfweihnacht in Grunbach, wie hier im Jahr 2017. Für die musikalische Unterhaltung sorgt seit jeher der Musikverein. Foto: Dast-Kunadt

Das teilt CDU-Bundestagsabgeordneter Klaus Mack der PZ mit. Er würde die Vereinbarung zwischen der Gema, der Bundesvereinigung der Musikveranstalter, Vertretern der kommunalen Spitzenverbände, der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland sowie des Deutschen Schaustellerbundes begrüßen. Was bedeutet die Einigung für regionale Weihnachtsmärkte? Die „Pforzheimer Zeitung“ hat sich bei kommunalen und ehrenamtlichen Betreibern umgehört.

Durch den vergünstigten Tarif wenig ändern wird sich für die Gemeinde Engelsbrand, wie die stellvertretende Hauptamtsleiterin Julia Hassebrauk sagt. Bislang seien die Gema-Gebühren bei der gemeinsamen Dorfweihnacht in Grunbach minimal ausgefallen. Schließlich würde es keine Hintergrundmusik, dafür aber Stücke vom örtlichen Musikverein geben. Erstere Option hatten sie zum Beispiel im Jahr 2022 in Betracht gezogen. Mit der Anmeldung seien Kosten in Höhe von 240,11 Euro kalkuliert worden. Nachdem sich die Gemeinde gegen Lieder aus jeder Bude und für eine Musikquelle entschieden hätte, seien im Nachgang geschätzt nur knapp 60 Euro fällig gewesen. Zu den Kosten bei der auf Samstag, 29. November, angesetzten Dorfweihnacht konnte Hassebrauk nichts sagen. Diese sei bislang nicht angemeldet.

Die Planung für 2025 bereits abgeschlossen hat die Touristik Bad Wildbad, so Mitarbeiter Dennis Kuhnle. Trotz neuer Gema-Konditionen werde beim Weihnachtsmarkt vom Donnerstag, 11., bis Sonntag, 14. Dezember, im Kurpark nichts verändert. Grundlage würden traditionelle und damit Gema freie Weihnachtslieder bilden. Vergangene Veranstaltungen hätten gezeigt, dass ein Bühnenprogramm zweitrangig sei. „Die Menschen kommen wegen des Marktes.“ Mit dem Ortswechsel vom Kurplatz in den Kurpark hätte sich das Thema erübrigt, das Gelände gebe es nicht her.

Anders beim Mühlacker Weihnachtsmarkt, angesetzt für Mittwoch, 26. bis Sonntag, 30. November. „Bei uns ist Musik elementar“, betont Citymanager Steffen Roller vom Verein Mühlacker aktiv. Jahrelang habe man trotz steigender Lizenzgebühren groß aufgefahren. Zum kostenintensiven Musikkonzept würden unter anderem regionale Akteure gehören. Demzufolge begrüße der Organisator den vergünstigten Tarif. Ob es unterm Strich tatsächlich ein Vorteil zum Vorjahr gebe, müsse er erst noch berechnen. Alles sei mit den Jahren teurer geworden.

Von einem „kostenintensiven Bestandteil“ spricht auch Daniela Hellwig, zuständig für Verwaltungsmanagement und Tourismus in der Stadtverwaltung Maulbronn. Auf dem Klosterhof würden am Samstag, 6., und Sonntag, 7. Dezember, punktuell etwa zwei- bis dreimal die Stadtkapelle und der Posaunenchor an ausgewählten Standorten spielen. Das Konzept unterstreiche das besondere Flair des Marktes vor der historischen Kulisse des Unesco-Welterbes. Trotzdem werde die Stadt mit einer Gebühr belastet, als würde es ein ganztägiges Rahmenprogramm geben. „Für die Stadt ist der Weihnachtsmarkt keine Einnahmequelle. Wir wären froh, wenn wir am Ende mit einer schwarzen Null abschließen“, betont Hellwig. Wichtiger seien ein stimmungsvolles Markterlebnis sowie fröhliches Miteinander.

Lieder bereichern

Mack äußert sich so: „Ein Weihnachtsmarkt ohne Musik ist wie ein Adventskranz ohne Kerzen“. Und weiter: Betreiber hätten über die Musiknutzungsgebühren und eine mangelnde Verhandlungsbereitschaft der Gema geklagt. Nun sei – nach langem Streit – eine Grundlage für attraktive und bezahlbare Weihnachtsmarktprogramme gelegt worden.

In den vergangenen Jahren hätten viele ihr Musikprogramm zurückgefahren oder ganz eingestellt. Nun hoffe der Abgeordnete auf eine dauerhaft tragfähige Lösung. Denn: „Weihnachtsmärkte sind identitätsstiftende Orte kultureller Begegnung. Stille Weihnachtsmärkte entsprechen nicht dem Geist der Stillen Nacht. Musik gehört dazu – sie bereichert jede Veranstaltung“, so Mack. Auch sei die Einigung ein positives Signal für die gesamte Veranstaltungsbranche. „Je mehr Musik gespielt wird, desto mehr profitieren die Rechteinhaber und Künstler. Die neue Regelung ist ein Schritt in Richtung kulturelle Vielfalt und wirtschaftliche Stabilität.“