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Pforzheim -  05.11.2024
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Warnstreiks der Metall- und Elektroindustrie gehen weiter: 80 Beschäftigte bilden Menschenkette in Pforzheim

Pforzheim/Kieselbronn. Rund 80 Beschäftigte haben sich am Dienstag am Warnstreik in Form einer Menschenkette vor der Firma Witzenmann in Pforzheim beteiligt.

Alle Beschäftigten der Firmen Witzenmann in Pforzheim sowie Witzenmann-Speck in Kieselbronn und die Beschäftigten der Firma Gebr. Saacke GmbH in Pforzheim waren aufgerufen, sich am Dienstagvormittag an dem Warnstreik in Form einer Menschenkette entlang des Gehwegs vor dem Witzenmann-Gebäude in Pforzheim zu beteiligen.
Alle Beschäftigten der Firmen Witzenmann in Pforzheim sowie Witzenmann-Speck in Kieselbronn und die Beschäftigten der Firma Gebr. Saacke GmbH in Pforzheim waren aufgerufen, sich am Dienstagvormittag an dem Warnstreik in Form einer Menschenkette entlang des Gehwegs vor dem Witzenmann-Gebäude in Pforzheim zu beteiligen. Foto: IG Metall Pforzheim

Wie die IG Metall Pforzheim in einer Pressemitteilung schreibt, waren alle Beschäftigten der Firmen Witzenmann in Pforzheim sowie Witzenmann-Speck in Kieselbronn und die Beschäftigten der Firma Gebr. Saacke GmbH in Pforzheim aufgerufen, sich zwischen 9.15 und 10.45 Uhr an dem Warnstreik in Form einer Menschenkette entlang des Gehwegs vor dem Witzenmann-Gebäude in Pforzheim zu beteiligen.

Die dritte Verhandlung in der Tarifrunde der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie sei ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Barbara Resch, Verhandlungsführerin und IG Metall-Bezirksleiterin für Baden-Württemberg, sagte: "Die Arbeitgeber sind heute ohne Verbesserung ihres Angebots in die Verhandlung gekommen. Die Antwort auf unsere Jugendforderung von 170 Euro bleibt weiterhin unbeziffert." Es gebe zwar eine Bereitschaft der Arbeitgeber, über die tarifliche Freistellungszeit zu sprechen, doch so stimme das Gesamtpaket noch lange nicht. "Für uns heißt das: Wir brauchen mehr Warnstreiks, wir machen mehr Druck", so Resch weiter.

"Wir schalten in der Tarifrunde jetzt einen Gang hoch. In dieser Woche rufen wir jeden Tag zu Warnstreikaktionen und Kundgebungen in den von uns organisierten Metall- und Elektroindustrie-Betrieben auf", meinte Tom Wolters, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Pforzheim. Die Beteiligung in der letzten Woche sei bereits "richtig gut" gewesen, diese Woche erwarte man noch mehr Kollegen vor den Toren. "Dabei ist die Botschaft der Beschäftigten klar: Die Arbeitgeber müssen ihr Angebot jetzt deutlich verbessern, wir lassen uns nicht einfach so abspeisen", so Wolters.

Cornelia Ast, Betriebsratsvorsitzende bei Witzenmann, sprach von entscheidenden Herausforderungen, "die nicht nur unsere Arbeitsbedingungen, sondern auch die Zukunft unserer Arbeitsplätze betreffen". Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie wichtig es sei, gemeinsam für Rechte und Interessen einzutreten. "Wir fordern eine angemessene Entlohnung, die den gestiegenen Lebenshaltungskosten Rechnung trägt", so Ast. Auch die Auszubildenden bräuchten mehr im Geldbeutel, um ihre Ausgaben für Wohnen, Lebensmittel, Fahrkosten und Freizeit selbstständig finanzieren zu können. "Unsere Arbeit ist wertvoll und herausfordernd, und es ist an der Zeit, dass dies auch in unseren Löhnen und Gehältern reflektiert wird", sagte Ast. Zudem setze man sich für bessere Arbeitsbedingungen ein, die sowohl die Gesundheit als auch die Work-Life-Balance der Mitarbeiter förderten.

Forderung: Arbeitsplätze zukunftssicher gestalten

Ein weiterer zentraler Punkt sei die Sicherung von Arbeitsplätzen, so Ast: "In Zeiten des Wandels, insbesondere durch die Digitalisierung und den Klimawandel, müssen wir darauf achten, dass unsere Arbeitsplätze nicht nur erhalten, sondern auch zukunftssicher gestaltet werden." Eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen und eine klare tarifliche Regelung seien unerlässlich.

Auch der Betriebsratsvorsitzende von Gebr. Saacke, Peter Pfeiffelmann, sagte: "Auch wir von der Firma Saacke beteiligen uns, trotz schlechter wirtschaftlicher Lage, am Warnstreik. Warum, weil auch wir unsere Rechnungen bezahlen müssen und auch wir die Inflation spüren. Darum fordern wir sieben Prozent." Viele Wirtschaftswissenschaftler und -fachleute sagten, dass Kaufzurückhaltung die Konjunktur schwäche. "Ja, richtig. Wir kaufen die Waren, wir geben Geld aus, damit die Konjunktur wieder in Schwung kommt", so Pfeiffelmann: "Auch wenn bei uns gerade in einigen Abteilungen die Kurzarbeit angefangen hat und unsere Firma gerade sparen muss, werden unsere Auftragseingänge nicht besser, wenn wir weniger Geld bekommen. Wir kaufen Waren, nicht unsere Kunden." Die bestellten nur, wenn viel produziert werden müsse und das geschehe nur, wenn Waren verkauft würden. "Alle klagen über Fachkräftemangel", so Pfeiffelmann, "aber neue Azubis gewinnt man nicht dadurch, dass man wenig Ausbildungsvergütung bezahlt." Die Jugend sei die Zukunft jedes Betriebes.

Martina Walter, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, wand sich stellvertretend für die Betriebe der Edelmetallbranche an die Menge: "Für die Edelmetaller ist eure Tarifrunde, eure Forderung und euer Ergebnis die Basis, auf der wir die Tarifrunde der Edelmetaller aufbauen. Diese ist zeitlich immer drei Monate hinter euch und orientiert sich daher daran. Was nicht passieren darf, ist, dass wir eine Spaltung zwischen den beiden Branchen zulassen. Je besser die Metall- und Elektroindustrie abschließt, desto besser ist es auch für alle Beschäftigten in der Edelmetall-Branche."

Am Montag hatten Mitarbeiter der Firmen nVent Schroff in Straubenhardt und Harmann Becker Automotive in Karlsbad-Ittersbach bereits eine Menschenkette gebildet und gestreikt. Vor dem Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen haben laut Gewerkschaft am Montag 10.000 Beschäftigte ihren Protest zum Ausdruck gebracht.

Die IG Metall fordert für die rund eine Million Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie sieben Prozent mehr Geld auf zwölf Monate sowie 170 Euro für die Auszubildenden und dual Studierenden.

Autor: pm/pz