Windkraft-Experte in Huchenfeld: Deshalb wären Windräder am Ortsrand ein Fehler
Pforzheim. In Huchenfeld erklärt ein Experte, warum Windräder am Ortsrand ein Fehler wären. Der Andrang ist mit etwa 200 Zuhöhrern groß, kommt aber zu spät.

Dass am vergangenen Samstag in der Huchenfelder Hochfeldhalle so viel los war, hat den Ortschaftsrat aus Würm, Volker Weingardt (CDU), dann doch überrascht. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Huchenfeld, Wolfgang Hohl (CDU) und Bernd Heintz (Freie Wähler), hat er eine Informationsveranstaltung organisiert und den Diplom-Biologen und Systemanalytiker Dieter Teufel aus Heidelberg eingeladen. Rund 200 Menschen waren gekommen, um Teufels Ausführungen über die Nachteile von Windkraftanlagen in Hochebenen und bewaldeten Flächen zu hören. Er leitet in Heidelberg das Institut für Umwelt und Prognose, einen eingetragenen Verein, und übt Kritik an Teilen der Energiewende.
Zu Beginn des Vortrags stand Weingardt noch am Eingang der voll besetzten Halle. Im Foyer hat er ein Bild aufgehängt: Die Flächen, die der Regionalverband Nordschwarzwald als mögliche Standorte für Windräder in der Kommune ausgewählt hat: zwei Teilstücke links und rechts der Landstraße, etwa 800 Meter vom Huchenfelder Ortsrand entfernt. „Als die Leute das gesehen haben“, so Weingardt, „ist denen erstmal die Schublade runtergerutscht.“ Bis 2032 müssen laut Bundesvorgabe 1,8 Prozent der Landesfläche für Wind- und Solarenergie ausgewiesen werden. Beim Ausbau erneuerbarer Energien geht es längst nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“ – und für viele Bürger im Nordschwarzwald vor allem um das „Wo genau“. Bürger und Kommunen konnten Einwände oder Ergänzungsvorschläge einreichen. In Huchenfeld bemühte man sich um breite Bürgerbeteiligung, doch bei zwei Veranstaltungen vor zwei Monaten und vor knapp einem Jahr blieben die meisten Plätze leer und die Stimmung aggressiv. Bis Ende nächsten Jahres muss die Region ihre Vorrangflächen benennen und den finalen Beschluss vorlegen. Entscheiden wird der Regionalverband – Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) ist ein Mitglied, unter mehr als 50.
Teufel machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Energiewende absolut notwendig sei. Man brauche Einsparungen, bessere Energienutzung, Wind- und Solarenergie, Speicher, Netzausbau und Backup-Systeme – und zwar schnell. Die Herangehensweise in Baden-Württemberg, auch bewaldete Flächen für Windkraftanlagen freizugeben, sei jedoch aus mehreren Gründen falsch. Zum einen wegen der hohen Kosten für Rodung, Wegeausbau und Geländebegradigung. Auch sei der Flächenbedarf von Windkraftanlagen im Wald fast viermal höher als auf landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Teufel führte weiter aus, dass Deutschland bei gleichbleibendem Energieverbrauch die Wind- und Solarenergieproduktion etwa verzwölffachen müsste, um den Strombedarf klimaverträglich zu decken. Gleichzeitig sei es zwingend notwendig, die eigenen Gewohnheiten umzustellen. Er rechnete vor, dass ein Tempolimit auf Autobahnen so viel CO2 einsparen würde wie 1300 Windräder im Wald. Ebenso könne eine Reduzierung des Treibstoffverbrauchs im deutschen Straßenverkehr um nur drei Prozent alle bisherigen Windkraftanlagen in Wäldern obsolet machen. Mehr-Emissionen durch SUVs und die steigende Zahl großer Fahrzeuge ergäben in diesem Zusammenhang schlicht keinen Sinn.
Zudem sei in Baden-Württemberg das Potenzial der Solarenergie auf Dächern erst zu 19,5 Prozent ausgeschöpft.
Teufel rechnete vor, dass durch Photovoltaikanlagen auf Pforzheimer Dächern bis zu 330 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden könnten – eine Windkraftanlage hingegen bringe lediglich zwölf Millionen Kilowattstunden. Diversifizierung biete somit das größte Potenzial, Strom zu sparen und gleichzeitig ökologisch sensible Räume wie den Wald zu schützen.
Aus dem Publikum erreichte Teufel die Frage, was man noch tun könne, um zu verhindern, dass der Regionalverband die Flächen für Windkraftanlagen freigibt. Letztlich gehe das nur über persönliche Kontakte in den Verband, vermutete daraufhin auch Ortschaftsrat Wolfgang Hohl. Zudem laufe derzeit eine Unterschriftenaktion. „Unversucht lassen wir nichts“, betont der Ortschaftsrat. Eine Zuhörerin bittet, in die Zeitung zu schreiben, dass es „fünf vor zwölf“ sei, was mögliche Windräder angehe. Tatsächlich ist es beim Einfluss der Bürger auf das Verfahren aber längst fünf nach zwölf. Jetzt entscheidet die Bürokratie.