Wusste das DRK von Problemen bei Neuenbürger Seniorenanlage am Enzring? Die PZ hat nachgehakt
Neuenbürg. Immer wieder dringt Wasser in die vier Holzbauten am Neuenbürger Enzring ein. Seit 25 Jahren leben dort Senioren im betreuten Wohnen. Das Problem: Den Gebäuden fehlt ein Dachüberstand, der den Regen von der Hauswand abhält. Dadurch waren lange Zeit die Laubengänge spiegelglatt. Ein Fehler, der zu vielen Stürzen von älteren Menschen geführt habe, sagt der Rettungsassistent und frühere Betriebsratsvorsitzende beim DRK Pforzheim/Enzkreis, Michael Riegsinger. Damals machte er seine Kritik öffentlich. Das habe ihm bei seinem Arbeitgeber Ärger eingehandelt.
Mit Abmahnung gedroht?
Es sind vor allem zwei Dinge, die Riegsinger bei den Bauten nie verstehen konnte. Zum einen die nassen Laubengänge – schon vor einiger Zeit wurden dort für über 10.000 Euro Anti-Rutsch-Matten ausgelegt – und zum anderen die seiner Meinung nach viel zu kleinen Fahrstühle.
„Mit einer Trage kommt man da nicht rein“, sagt Riegsinger – „und das in Häusern, in denen älteren und teilweise behinderte Menschen leben, wo besonders oft der Rettungsdienst kommen muss.“
Das hätte man bedenken müssen, meint Riegsinger, besonders, weil sich das DRK als Träger der Anlage mit dem Thema auskenne. In all den Jahren mussten Riegsinger und sein Team deshalb bei ihren Einsätzen die Treppe nehmen. „Dabei haben wir ein Bergetuch benutzt. Das ist viel kraftaufwendiger und es sind drei bis vier Leute nötig“, fasst er zusammen. Als das Gebäude geplant wurde, trug Riegsinger seine Kritik vor. Passiert sei aber nichts, erzählt er heute. Als er seinem Ärger damals in lokalen Medien Luft gemacht hatte, wurde ihm laut eigener Aussage mit einer Abmahnung gedroht. Dann seien die Probleme aufgetreten – und auch Kollegen hätten sich beschwert.
Die Sache sei mittlerweile 25 Jahre her, sagt der DRK-Kreisgeschäftsführer, Stefan Adam: Was die Zurechtweisung Riegsingers damals angeht, könne und wolle er sich deshalb nicht äußern. Das Gebäude sei nach damaligen Standards gebaut worden – und da gebe es eben auch Dinge, „die man heute nicht mehr so bauen würde“. Es stimme, dass die Aufzüge in den Gebäuden eng seien, aber das sei auch in anderen Hochhäusern der Fall.
Das DRK stehe jetzt in permanentem Austausch mit der Gemeinde. Das Problem, das auch der Stadt bewusst ist: Ein mögliches Urheberrecht des Architekten, der mit den Gebäuden einige Preise abgeräumt hat, könnte Änderungen erschweren. „Wenn aber die Sicherheit der Bewohner gefährdet ist, kann das kein Hindernis sein“, so Adam.
Jetzt hofft auch Riegsinger, der noch Rettungswagen fährt, aber nicht mehr als Betriebsratsvorsitzender fungiert, dass sich endlich was tut. Und auch die Gemeinde zieht mit: Man wolle die Fehler nicht wiederholen, sagte Clemens Knobelspies vom Stadtbauamt, sondern es besser machen.