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Mühlacker -  12.10.2020
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Zuneigung nur mit Abstand: So leidet die Sterbebegleitung unter der Krise

Mühlacker. „Man verbietet Nähe, wo sie am wichtigsten ist“, ärgert sich die Senderstädterin Susanne Klotz. Zusammen mit Hannelore Stegmaier aus Illingen und Bernhardine Lückener aus Großglattbach gehört sie zu den Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes Östlicher Enzkreis.

Den Verein mit knapp 200 Mitgliedern gibt es schon seit 24 Jahren. „Wir waren vom ersten Tag des Corona-Lockdowns im März auf einmal nicht systemrelevant und durften erst nach zwei Monaten wieder mit unserem Hospizdienst anfangen“, sagt Klotz, deren Beruf Arzthelferin ist. „Niemand sollte allein sterben“, ist auch Hannelore Stegmaier überzeugt. Für sie sind die aktuellen Sterbebegleitungen in Zeiten von Corona mit Schutzkleidung und mit Handschuhen sogar, „nur schwer auszuhalten. Denn zum Hospizdienst gehöre einfach Nähe und Berührung. „Ich war einfach nur traurig, dass ich den Betroffenen nicht mehr helfen konnte“, blickt Hannelore Stegmaier auf die Corona-Einschränkungen von März bis Ende Juni zurück, als das Telefon still blieb. Mittlerweile sei der Dienst wieder mit rund 50 Prozent der vorherigen Fallzahlen hochgefahren. Bernhardine Lückener führt überwiegend Gespräche mit Schwerstkranken auf der Palliativstation in Öschelbronn in Abstimmung mit den Angehörigen. Meist wird sie von den Pflegeheimen angerufen und um Hilfe gebeten. „Ich will den Menschen auf ihrem Weg beistehen“, erklärt sie ihre persönliche Intention.

„Wir machen die Begleitung von Schwerkranken, Sterbenden und deren Angehörigen, weil wir es können und weil es uns nicht so schwer fällt wie anderen“, unterstreicht Susanne Klotz.

Denn die Aufgabe des Hospizdienstes bestünde darin, den Betroffenen ins Bewusstsein zu bringen, dass der Tod zum Leben gehöre, also völlig normal sei. Sterben sei wie bei einer Geburt, stimmen die drei Koordinatorinnen überein. Es sei die Stille und der Frieden, der sich auf dem Gesicht eines Menschen abzeichne, wenn er hinübergegangen sei. „Wir wollen die Angst davor nehmen“, sagen die Damen. Vor Corona sei das Trauercafé in den Räumen der Diakoniestation in der Mühlacker Bahnhofstraße immer am zweiten Dienstag im Monat von 15 bis 17 Uhr gut besucht gewesen. Nun hoffen die Koordinatorinnen, dass ihr Dienst am Nächsten trotz Corona-Pandemie systemrelevant bleibt und nicht wieder eingeschränkt wird.

Autor: Ilona Prokoph