Solidarität trifft Nachhaltigkeit: Bei der Solawi verändert sich einiges
Eisingen. Ein neuer Erzeuger, zwei neue Abholpunkte und zahlreiche neue Produkte: Bei der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) tut sich einiges. Am Ziel hat sich allerdings nichts verändert: „Wir wollen kleinbäuerliche Strukturen erhalten und den Erzeugern wirklich faire Preise bezahlen“, sagt Christine Fischer von der Genossenschaft SolidarRegion Pforzheim-Enz, die hinter der Solawi steht. Die Genossen übernehmen die Kosten für die Erzeugung der landwirtschaftlichen Produkte und teilen sich die Ernte.
Im kommenden Jahr wird es dafür zwei neue Abholpunkte geben: die Gärtnerei Bleiholder in Birkenfeld und die Scheune 16 in Eisingen. Beide sind aus Überzeugung dabei. „Wir wollen der Solawi unter die Arme greifen“, erklärt Mesghina Woldemarian von der Gärtnerei Bleiholder, die vor allem Pflanzen und Setzlinge verkauft und für ihre Kräuter bekannt ist. Und Anika Sievertsen von der Scheune 16 sieht im Abholpunkt eine Bereicherung für ihren Hofladen. Kontakt zur Solawi hatte sie schon. „Da war es nur logisch, zuzusagen, als die Anfrage kam.“ Eine dritte Abholstelle befindet sich in Pforzheim beim Kinderschutzbund.
Wer will, kann seinen Anteil auch direkt beim Erzeuger abholen: dem Ulmenhof in Unterlengenhardt. Ab nächstem Jahr ist er der neue Lieferant für Gemüse und Molkereiprodukte, nachdem die Kooperation mit dem Auenhof in Bauschlott endet. Der Betrieb ist demeter-zertifiziert und bietet ein breites Sortiment an Gemüse. Zudem hat der Hof 25 Kühe, die Milch für Joghurt, Quark, Hart-, Schnitt- und Weichkäse liefern. Im Sommer werden sie auf der Weide gehalten, im Winter im Freiluftstall. Gefüttert wird nur frisches Kleegras oder Heu, keine Silage. Spritzmittel kommen auf dem Ulmenhof nicht zum Einsatz. Wo immer es möglich ist, werden beim Gemüseanbau samenfeste Sorten kultiviert. Momentan liegt ihr Anteil bei rund 80 Prozent – bei steigender Tendenz.
Wer etwas von dem Gemüse und den Molkereiprodukten haben will, kann Genossenschaftsmitglied werden. Bald startet die erste Bieterrunde. Dann legen die Unterstützer der Solawi gemeinsam fest, wie viel sie pro Monat für ihre Produkte bezahlen wollen. Denn die Solawi funktioniert anders als ein Supermarkt. Man kauft nicht einzelne Produkte, sondern finanziert die Betriebskosten des Erzeugers – und zwar, indem man Anteile erwirbt. Im kommenden Jahr soll ein Gemüseanteil zwischen 75 und 80 Euro kosten. Wie viel genau, steht noch nicht fest. Sicher ist allerdings, dass der Preis hoch genug sein muss, um die Kosten für den Anbau zu decken und einen kleinen Puffer für Unvorhergesehenes zu haben. Dabei bezahlt nicht jeder gleich viel: Wer mehr ausgeben kann, legt noch etwas drauf und unterstützt so diejenigen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben.
Wer wie viel bezahlt, wird die Bieterrunde festlegen. Die erste endet am 13. November. Bis dahin muss man sein Gebot telefonisch, postalisch oder persönlich an einem der Abholpunkte abgegeben haben. Dieses Jahr wird es erstmals einen Molkereianteil geben, der zusätzlich zum Gemüse gezeichnet werden kann. Auch, wenn bei ihm das Anbaurisiko deutlich geringer ist, geht es auch hier um Solidarität – und um Nachhaltigkeit. Christine Fischer spricht vom „Klimaschutz der kurzen Wege“ und erklärt, das Gemüse werde für den Transport nicht verpackt. Für Quark- und Joghurtgläser gebe es ein Pfandsystem.