Keltern -  09.09.2020
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Alte Mühle in Ellmendingen abgerissen - 40 Lurche dank ökologischer Baubegleitung gerettet

Keltern-Ellmendingen. Die Alte Mühle in Ellmendingen war einmal: Das Abbruch- und Neubauprojekt hatte die Gemüter in Keltern erheblich erhitzt. Doch letztlich bekam der Investor Budo Ekic aus Karlsruhe, der sich seit 2012 im Besitz des Areals befindet, und seine Pläne im Februar dieses Jahres im Gespräch mit der Redaktion nochmals unterstrichen hatte, von der zuständigen Baurechtsbehörde im Enzkreis-Landratsamt recht. Die Stellplatzproblematik in der engen Gasse, Aspekte der Verkehrssicherheit des von Schülern gerne genutzten Weges und nicht zuletzt die als zu wuchtig empfundene Kubatur des späteren Neubauprojekts bereiteten bei so manchem Gemeinderat Sorgenfalten.

Der Widerspruch der Gemeinde, so Bürgermeister Steffen Bochinger auf Nachfrage, sei vom Regierungspräsidium Karlsruhe negativ beschieden worden. Den weiteren Rechtsweg habe der Gemeinderat dann nicht einschlagen wollen. Bei der Errichtung des neuen Gebäudes gelte es nun im Zusammenwirken mit dem Landratsamt die Verkehrssicherheit auf dem Schulweg zu sichern. Hierzu, so Bochinger, stehe man in einem guten Kontakt mit der Behörde.

Aus Sicht der Naturschützer galt es, das Beste aus dem Abbruch der Alten Mühle an der Pforzheimer Straße 2 bis 4 in Ellmendingen zu machen. Der zweite Vorsitzende des Vereins Natur in Keltern (NiK), Roland Schultner aus Ellmendingen, berichtet, dass Anwohner die Untere Naturschutzbehörde (UNB) über mögliche Vorkommen von Fledermäusen, Haussperlingen und Feuersalamandern informiert hätten. Die UNB habe dem Bauherrn eine ökologische Baubegleitung vorgeschrieben. Diplom-Geo-Ökologe Oliver Harms, der damit beauftragt worden sei, habe seinerseits NiK hinzugezogen. Schultner weiter:

„Mit der UNB wurde die Vorgehensweise festgelegt und es wurde eine notwendige Fanggenehmigung erteilt.“

Feuersalamander seien in diesem Gebiet seit 2014 offiziell dokumentiert und „es wurde gleich bei der ersten Begehung des Hauses am alten Mühlkanal ein trächtiges Weibchen entdeckt. Dort lebt der Gebänderte Feuersalamander, einst eine häufig vorkommende Amphibie in Baden-Württemberg.

Der von Menschen gemachte Klimawandel und die Zerstörung seiner Lebensräume, so Schultner, hätten ihn an den Rand des Aussterbens gebracht. Es bestünden nur noch kleine Inselpopulationen in den Ortsteilen ohne Laichgewässer. Nahezu alle ursprünglichen Laichgewässer seien mittlerweile ungeeignet, so dass unter diesen Umständen keine Fortpflanzung und damit kein Genaustausch mehr stattfinden könne. Da die Tiere ein Lebensalter von über 20 Jahren erreichten, könne man sie zwar hier und da allerdings noch sehen. Aufgrund der fehlenden Laichgewässer sei nur eine Umsiedelung infrage gekommen, schildert Schultner. Mitglieder von NiK, allen voran Hermann Seufer als Experte, hätten dann 40 Tiere gerettet.

Mehr über die Rettungsaktion lesen Sie am Donnerstag, 10. September, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: mar