Keltern -  22.09.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Großes Fest zum Jubiläum: 800 Jahre Weiler – Ein Hoch auf die Dorfgeschichte

Keltern-Weiler. Voll des Lobes zeigten sich am Wochenende die Besucher des großen Gemeinschaftsfestes zum Jubiläum von 800 Jahren Weiler. Nach dem Festbankett (siehe unten) wurde der Sonntag mit vielen Aktionen zur rauschenden Feier. Wie schon im Frühjahr bei 1100 Jahren Ellmendingen gaben die Mitwirkenden ihr Bestes, um den Besuchern und letztendlich auch sich selbst eine Freude zu bereiten.

Fast zehn Vereine und Institution beteiligten sich in Kelterns Ortsteil Weiler und unterhielten über 500 Besucher. Ob für die Kleinsten mit Hüpfburg, der Jugendfeuerwehrspielstraße oder mit Dampflok-Fahrten, oder bei den Älteren mit einem Mittelalterlager der Spielleute und Landsknechte mit Schwertkämpfen und Bogenschießen oder mit der guten Bewirtung – beim Jubiläumsfest kam jeder auf seine Kosten.

Schon beim ökumenischen Gottesdienst mit dem Posaunenchor lauschten rund 200 Besucher der Predigt von Pfarrer Günter Wacker. Am Nachmittag genossen Gäste aus Weiler und darüber hinaus die gute Stimmung. Höhepunkt dabei war zunächst eine historische Feuerwehrübung, die den Zuschauern besonders große Freude bereitete. Danach demonstrierten Wehr und das Deutsche Rote Kreuz ihr Können mit heutiger Technik. Wohl an die 200 Schaulustige verfolgten diese Übung, bei der sich Kelterns Bürgermeister Steffen Bochinger als Verletztendarsteller zur Verfügung gestellt hatte. Die Jubiläumsfeier endete am Sonntag gegen 18 Uhr mit durchweg positivem Resümee. Wenngleich ein Besucher scherzhaft meinte, man könne das doch gleich nächstes Jahr wiederholen, muss Keltern fürs nächste Ortsjubiläum bis 2022 warten – dann wird die Gesamtgemeinde 50.

„Gut Ding will Weiler haben“: Beim Festbankett wird ein Loblied auf die Einwohner angestimmt

Die Weilermer verstehen es zu feiern – diese Eigenschaft der Einwohner zog sich wie ein roter Faden durch das fast vierstündige Festbankett am Samstagabend in der Mehrzweckhalle, die zum 800-jährigen Dorfgeburtstag herausgeputzt war. Selbstverständlich hatte sich auch Bürgermeister Steffen Bochinger zu diesem wichtigen Anlass fein gemacht. Um den Hals trug er eine Amtskette mit dem Ortswappen, die er extra für das große Jubiläum designen ließ.

Bevor der Ratshauschef allerdings die rund 400 Besucher und zahlreichen Ehrengäste begrüßen konnte, vergingen fast 45 Minuten. Den Auftakt des Abends übernahm nämlich der Remchinger Historiker Jeff Klotz, der in beeindruckender Geschwindigkeit schlaglichtartig die wichtigsten historischen Eckdaten des Kelterner Ortsteils von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1219 bis heute streifte und die Besucher mitnahm auf eine historische Zeitreise durch die Adelsgeschichte.

Fast schien es so, als würde der ganze Saal den Atem anhalten, bis Klotz schließlich wieder in der Neuzeit gelandet war. „Sie können sich jetzt wieder Abschnallen“, so Bochinger scherzhaft nach der rasanten Fahrt in der Zeitkapsel an die Festgäste gerichtet. Als Dank gab es für Klotz und alle weiteren Redner des Abends einen in Weiler gebrannten edlen Jubiläums-Whisky. Zu den Tönen des Chors „Young Unitys“ konnten die Besucher dann wieder durchatmen.

In seiner Festrede stimmte Bochinger ein Loblied auf die Einwohner von Weiler an. Engagiert seien sie, traditionsbewusst und angetrieben von einem ausgeprägten Gemeinschaftsgedanken. „Die aufgeschlossenen und zugänglichen Menschen, die Gemeinschaft, aber auch Tradition großschreiben, sind die Stützpfeiler dafür, dass wir dieses herausragende Jubiläum in diesem Jahr feiern können“, so das Ortsoberhaupt.

Landtagsabgeordneter Erik Schweickert (FDP), der auch im Namen der ebenfalls anwesenden SPD-Bundestagsabgeordneten Katja Mast sprach, stimmte nachdenkliche Töne an und regte die Festgäste dazu an, sich bewusst zu machen, dass Weiler in seiner 800-jährigen Geschichte nur selten tatsächlich frei gewesen sei. Es sei also keine Selbstverständlichkeit, dass das Ortsjubiläum im Jahr 2019 in Freiheit gefeiert werden könne.

Landrat Bastian Rosenau leitete seine Festrede mit dem Wortspiel „Gut Ding will Weiler haben“ ein und beleuchtete die Rolle des Ortes während der Kreis- und Gemeindereform. „Die Kelterner waren die Ersten, die sich zu einem Zusammenschluss durchgerungen hatten“, erinnerte er und überreichte die Zeitenwende-Medaille des Enzkreises.

Bruno Bitz sorgte schließlich für zahlreiche Lacher. Er hatte als letzter Bürgermeister von Weiler eineinhalb Jahre lang bis zur Gemeindereform die Geschicke des Ortes gelenkt. Zuvor war er Ratsschreiber in Weiler und aus dieser Zeit stammen auch die Anekdoten, die er auf humorvolle Art vermittelte. Wie sehr sich die damaligen Aufgaben eines Ortsoberhauptes von den heutigen unterscheiden, wurde deutlich, als er erzählte, dass er einst sogar als Brautwerber fungierte und einem Witwer aus dem Ort per Zeitungsanzeige eine Frau vermittelte. Er erinnerte aber auch an große Naturkatastrophen und wünschte den künftigen Dorfbewohnern zum Abschluss seines kurzweiligen Vortrags, „dass sie in Frieden leben dürfen“.

Einen Einblick, wie bunt und feierwütig die Weilermer tatsächlich sind, zeigten schließlich die 20 kleinen und großen Tanzmariechen der Tanzgarde „Honigschlecker“, die unter anderem zum Song „Dschingis Khan“ den Fasching mitten im September auf die Bühne der Mehrzweckhalle holten.

Zum Abschluss des stimmungsvollen Festbanketts formierten sich die Gäste zu einem großen Chor. Gemeinsam sangen sie das Weilermer Heimatlied, bevor beim Feuerwehrhaus eine Pyrolaser-Show den Nachthimmel erleuchtete.

Autor: nic/os