Hundertjährige sieht harte Schicksalsschläge als Prüfung
Keltern-Ellmendingen. Im Glauben fest verwurzelt ist Klara Hirn aus Ellmendingen. Daher feierte am Montag die älteste Mitbürgerin von Keltern ihren 100. Geburtstag im Gemeindezentrum der Christlichen Gemeinschaft Ellmendingen.
Gekommen war dazu die große Verwandtschaft mit vielen Hochbetagten, viele Mitglieder der Christlichen Gemeinschaft mit Pastor Martin Lutzweiler und Bürgermeister Steffen Bochinger. Sie alle sprachen der noch relativ rüstigen Jubilarin, die sich zusammen mit ihrer 92-jährigen Halbschwester Gertrud Augenstein, im großelterlichen Anwesen Durlacher Straße 54 noch weitestgehend selbst versorgt, ihre Glückwünsche und ihre Anerkennung für das mühevolle Leben aus. Noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs in Ellmendingen geboren, wuchs Klara Hirn mit zehn Geschwistern und Halbgeschwistern auf und heiratete in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ihren aus Pforzheim-Brötzingen stammenden Richard, ein Schmied, der als Knecht in Ellmendingen arbeitete. Zwei Jahre zuvor hatten sie sich auf dem Ellmendinger Bahnhöfle kennengelernt. 1944 kam Sohn Reinhard zur Welt. Seinen Vater hatte dieser jedoch nie kennengelernt.
Zur Geburt des Kindes hatte Vater Richard Heimaturlaub bekommen, kehrte dann wieder in den Krieg zurück und galt seit Januar 1945 als vermisst. So musste Klara Hirn, die bei den Großeltern im bäuerlichen Anwesen an der Durlacher Straße Durlacher Straße 54 wohnte und zum Broterwerb in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft mitarbeitete, ihren Sohn alleine großziehen. Damit war das Leben der recht zierlichen Klara Hirn von Anfang sehr bescheiden. Im Mai 2011 starb Sohn Reinhard, der schon im Alter von dreizehn Jahren durch eine psychische Erkrankung schwer gehandicapt und später in einer Tübinger Klinik untergebracht war. Ihren Glauben hat Klara Hirn trotz aller Entbehrungen nie verloren. Im Gegenteil: Jeden Schicksalsschlag nahm sie mit tiefgläubiger Gelassenheit als Prüfung auf sich. Dabei war sie stets gegenüber ihren Mitmenschen einfühlsam und hilfsbereit. So betrachtet die Jubilarin es auch als eine Gnade, trotz eines vor fast 30 Jahren erlittenen Herzinfarkts einen solch hohen Geburtstag erleben und feiern zu dürfen.
Mit ihr freute sich auch Kelterns Bürgermeister Steffen Bochinger, der die Ehrenurkunde des Landes Baden-Württemberg und einen kleinen Präsentkorb überreichte. Er bezeichnete die Jubilarin nicht als älteste, sondern als an Erfahrung reichste Mitbürgerin der Gemeinde. Dem Wunsch von Klara Hirn folgend kam an ihrem Ehrentag auch das Gotteslob nicht zu kurz. Mit Blick auf den hundertjährigen Geburtstag hatte Pastor Martin Lutzweiler den Psalm 100 gewählt „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“. Pastor Lutzweiler bezeichnete die Jubilarin als Vorbild in Sachen Glaube und Herzlichkeit. Für die vielen Geburtstagsbesucher hatte Ortschronist und Neffe Dieter Augenstein eine Fotoschau auf Großbildschirm vorbereitet.