Die Empathie zweier geistesverwandter Solisten
Maulbronn. Seit 15 Jahren gehört die „Kammermusikwoche Bernd Glemser und Freunde“ zu den Höhepunkten der Maulbronner Klosterkonzerte. Der „Artist in Residence“ Bernd Glemser, der sich dazu regelmäßig befreundete hochrangige Solisten einlädt, um mit ihnen zu konzertieren, hatte für Samstagabend die prominente Geigerin Mirijam Contzen eingeladen, die schon mehrfach in Maulbronn gastierte und offensichtlich eine enge musikalische Freundschaft mit Glemser verbindet.
Beide geistesverwandte Solisten vermögen sich mit außergewöhnlicher Empathie in die von ihnen interpretierten Werke hineinzuversetzen, spüren im musikalischen Dialog dynamische und klangliche Verwandlungen auf und ergänzen sich im Nuancenspiel. Das macht einen Großteil der Spannung und der Begeisterung aus, die sich beim Zuhören unweigerlich einstellen.
Die Wiedergabe von Robert Schumanns Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 in a-Moll (op. 105) hielt sich intensiv an die vom Komponisten vorgegebenen Satzbezeichnungen. Molldunkel und unruhig wühlend beeindruckte der Einleitungssatz, um sich alsbald in kraftvollen Aufschwüngen Gehör zu verschaffen. Beschwingt locker und leicht folgte das „Allegro“. Der mit „Lebhaft“ überschriebene letzte Satz verabschiedete sich nach kurzstrichigem Hüpfen auf den Violinsaiten, das akzentreiche Klavier-Skalen begleiteten, in einem fulminant ausschwingenden Crescendo-Anlauf.
Auch die Fülle motivischer Einfälle, die Richard Strauss’ Sonate für Violine und Klavier in Es-Dur (op.18) auszeichnen, fand im Duo einfühlsame Interpreten. Da gab es feine lyrische Passagen mit klangschönem Geigenton oder dramatisch-temperamentvolle Abschnitte im Klavierpart. Mitreißend der Endspurt im Finale. Sehr modern hatte das Konzert mit der Fantasie für Violine solo „Le serpent“ von Tibor Varga (1921–2003) eingesetzt, dessen 100. Geburtstag und dessen Todestag am 4. September gewürdigt wurden. Contzen interpretierte das Stück virtuos mit Schleifern und Flageoletts, hellem Lerchengesang und wuchtigen Ton-Gewittern.
Stimmungsvoll endete der Abend, den die Veranstalter trotz Corona-Widrigkeiten mit großem Aufwand liebevoll organisiert hatten, mit einem Sonatensatz von Antonin Dvorák als Zugabe.