Maulbronn
Maulbronn -  21.10.2021
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Hartes Urteil von Friedrich Hölderlin über die Klosterschule in Maulbronn

Maulbronn. Für den jungen Friedrich Hölderlin änderte sich einiges, als er am 18. Oktober 1786 – vor 235 Jahren – an die Klosterschule Maulbronn wechselte. Hier verliebte er sich in Louise Nast, die Tochter des Klosterverwalters, und trat mit seinen Gedichten zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Für die evangelische Bildungseinrichtung in den Klostermauern fand Hölderlin hingegen nur wenige positive Worte.

In Friedrich Hölderlins Schullaufbahn war es ein logischer Schritt: Seine Mutter Johanna Christiana Hölderlin, selbst eine Pfarrerstochter, schickte ihren Sohn auf die Lateinschule in Nürtingen. Er sollte ebenfalls Theologe werden. Nach dem Besuch der Klosterschule in Denkendorf wechselte der junge Hölderlin dann mit 16 Jahren an die Klosterschule in Maulbronn. Am 18. Oktober 1786 zog er in das Internat im ehemaligen Zisterzienserkloster Maulbronn. Für ihn sollten die kommenden zwei Jahre recht gemischte Gefühle mit sich bringen.

In der höheren Klosterschule Maulbronn sollten die Schüler auf ein theologisches Studium vorbereitet werden. Dementsprechend geregelt war der Tagesablauf der jungen Männer – und auch die Versorgung mit schmackhaften Essen scheint für einige ein Problem gewesen zu sein. So klagte Friedrich Hölderlin seiner Mutter in einem Brief sein Leid, die sich so „einen kleinen Begriff von unserm Klosterkreuz machen könne. Denn das sind doch ordentliche Nahrungssorgen, wenn man so nach einem Schluck Kaffee, oder nur einem guten Bissen Suppe hungert, und nirgend, nirgends nicht auftreiben kann.“ Ob sie ihm nicht Kaffee und Zucker schicken könne, fragte er weiter. Nachdem Friedrich Hölderlin von einer befreienden Rundreise durch die Pfalz nach Maulbronn zurückkehrte, kam ihm die Anlage noch bedrückender vor. Erneut schrieb er seiner Mutter, dass es ihm hier „noch nie so eng“ vorgekommen sei wie jetzt. Auch wünschte er sich, er könne die dortigen „Mauren für Paläste“ und den „dunklen Schlafboden für fürstliche Alleen“ halten.

Doch so hart, wie Friedrich Hölderlin mit dem Leben und Lernen an der Klosterschule Maulbronn ins Gericht ging, so erfreulich war anderes: Er verliebte sich in Louise Nast, die Tochter des Klosterverwalters. 1788 verlobten sich die beiden sogar. In Louises Cousin, Immanuel Nast aus Leonberg, fand Hölderlin einen guten Freund, den er in zahlreichen Briefen seinen „lieben Bruder“ nannte. Beide teilten eine innige Liebe zur Literatur.

Im Oktober 1788 ließ Hölderlin die Klosterschule Maulbronn hinter sich und wechselte an das Tübinger Stift. Hier studierte er Theologie und erhielt ein staatliches Stipendium.

Die Dauerausstellung „Besuchen – Bilden – Schreiben. Das Kloster Maulbronn und die Literatur“ stellt die Geschichte berühmter Klosterschüler vor. Der Stundenplan Friedrich Hölderlins ist genauso Teil der Ausstellung wie Hermann Hesses „Unterm Rad“, mit dem er seine Maulbronner Leidenszeit literarisch verarbeitete. Die Ausstellung ist täglich in Maulbronn zu sehen. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 9 Euro (ermäßigt 4,50 Euro). Ein 3G-Nachweis ist erforderlich.

Autor: pm