Anwohner in Zaisersweiher fühlen sich im Stich gelassen
Maulbronn. Die Anwohner der Diefenbacher Straße in Zaisersweiher können nachts nicht schlafen – denn es ist schlicht und ergreifend zu laut. Eine permanente Lärmbelästigung, verursacht von hohem Verkehrsaufkommen, Raserei und Straßenschäden sorgt für Unmut bei den Bürgern.
Selbst eine Unterhaltung in normaler Lautstärke mit den Nachbarn im Garten, scheint dort ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Seit langer Zeit hegen die Anwohner deshalb den Wunsch auf die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Jedoch fühlen sich die Betroffenen mit ihren Problemen von den zuständigen Behörden alleine gelassen und haben sich nun aus diesem Grund an die PZ gewandt.
Es ist nicht mehr sicher
„Man sucht Gespräche, aber wird nicht ernst genommen“, fasst Katrin Haug den Kontakt mit dem Straßenverkehr- und Ordnungsamt des Enzkreises zusammen. Sie ist Mutter von Zwillingen und hat bereits an allen Gartentüren Sperrriegel angebracht. „Es ist einfach nicht sicher“– ihre Kinder allein die Straße überqueren zu lassen, käme für Haug nicht in Frage. Selbst wenn sie die Kinder begleitet, dann „dauert es eine halbe Ewigkeit, in dem kleinen Ort gefahrlos von A nach B zu kommen“, äußert Haug ihren Unmut.
Helma Walzer und Margit Link wohnen schon lange in Zaisersweiher und wissen: „Früher, als es noch nicht so viel Verkehr gab, da war das Leben deutlich angenehmer.“ Erst kürzlich zählten sie 227 passierende Autos in 15 Minuten. Wenn dann auch noch gerast wird, entsteht ein Lärm, den wohl niemand gerne vor seinem Haus ertragen möchte, so Haug.
Helma Walzer ist eine betagte Frau und auf einen Rollator angewiesen. Sie hat Angst, „dass erst etwas passieren muss, bis etwas gegen das Verkehrsproblem unternommen wird.“ Riskante Überholmanöver seien ebenfalls keine Seltenheit auf der geraden Straße, die sich für Raser geradezu anbiete. Die Bewohner hätten bereits Vorfälle beobachtet, wie Kinder an der Bushaltestelle beinahe von Rasern oder Überholern erwischt worden seien. „Es grenzt an ein Wunder, dass bisher noch nichts passiert ist“, so Haug.
Der Umstand, dass die Diefenbacher Straße aber genau kein Unfallschwerpunkt ist, ist der Grund, warum dem Landratsamt Enzkreis und somit auch der Stadt Maulbronn in diesem Fall die Hände gebunden sind: „Das Verkehrsrecht will, dass auf Landesstraßen, sprich Ortsdurchfahrten, 50 Kilometer pro Stunde gefahren werden kann“, so Maulbronns Bürgermeister Andreas Felchle.
Er erklärt, dass es zwar Ausnahmen gibt, wie etwa für Gefahrenstellen oder bei zu großem Lärm. Da es aber in der Diefenbacher Straße „quasi null Unfälle“ gibt, wird sie auch nicht als Gefahrenstelle eingeordnet.
Dennoch sind die Behörden nicht untätig: Mithilfe von Statistikgeräten würden häufig Verkehrsmessungen auf der Durchfahrtsstraße betrieben – nicht immer werde dann jedoch geblitzt, weshalb Verkehrsteilnehmer von den Aktionen zum Teil nichts mitbekämen, erläutert Oliver Müller, Leiter des Straßenverkehr- und Ordnungsamts im Enzkreis. Bisher seien nie mehr als 8200 Fahrzeuge am Tag gezählt worden. Erst ab dieser Nutzungshäufigkeit habe man jedoch die Möglichkeit, einen sogenannten Lärmaktionsplan zu erstellen. Mit dessen Hilfe habe man dann die Chance, zumindest auf Teilstücken ein Tempolimit anzuordnen, erklärt Müller.
„Mehr als 8200 Fahrzeuge am Tag haben wir in Gesamt-Maulbronn ausschließlich auf der Bundesstraße 35 und der Frankfurter/ Stuttgarter Straße, die gänzlich andere Verkehrsbelastungen aufweisen, als das in Zaisersweiher der Fall ist“, führt Felchle aus.
Den Verkehrslärm durch eine Straßensanierung zu reduzieren, wäre zwar möglich, aber dies sei weder Aufgabe der Stadt noch des Enzkreises, erklärt Müller. „Bei der Diefenbacher Straße handelt es sich um eine Landesstraße, für deren Sanierung das Land zuständig ist“, erklärt Müller.
Sowohl der Amtsleiter wie auch Bürgermeister Felchle erklären gegenüber der PZ, Verständnis für die belastende Situation der Bewohner zu haben. Möglichkeiten, zu reagieren, könnten sich vermutlich durch ein Umdenken auf Landesebene ergeben, erläutern die beiden. Sollte die strikte Vorgabe „Tempo 50 auf Durchgangsstraßen“ aufgeweicht werden, könnte sich eine Lösung für das Problem ergeben.
