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Maulbronn -  11.07.2021
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Festival „Belisama Classics“: Kammermusik ganz im Zeichen der Frauen

Maulbronn-Schmie. Neuauflage sehr erwünscht! Das kleine Festival „Belisama Classics“, von Pianistin Marina Müllerperth ins Leben gerufen, stieß auf begeisterte Resonanz. An zwei Abenden füllten jeweils etwa 100 Musikbegeisterte den atmosphärischen Innenhof ihres Elternhauses in Maulbronn-Schmie. Beim Kammermusikabend spielte die bekannte und vielfach ausgezeichnete Pianistin zusammen mit Xenia Geugelin (Violine) und Jakob Stepp (Violoncello) ein Programm, das ausschließlich aus Werken von Komponistinnen zusammengestellt war.

Die drei ehemaligen Kommilitonen überzeugten mit ihrem versierten Können und ihrem gut gelaunten, harmonischen Zusammenspiel. „Belisama“, die Göttin der Handwerkskunst, hatte ein gutes Wort bei Petrus eingelegt, so dass es erst ganz zum Schluss zu tropfen anfing. Gute Worte hatte auch der Musikjournalist Jonathan Scheid parat, der dem interessierten Publikum die Musikerinnen kenntnisreich vorstellte. Die Bekannteste im Programm war Fanny Hensel, die ältere Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die begabte Musikerin konnte sich, den Konventionen der Zeit folgend, nur in den Haus- und Sonntagsmusiken der Familie verwirklichen. Ihre kraftvollen, leidenschaftlichen und abwechslungsreichen Werke hätten aber auch damals schon auf dem Konzertpodium Bestand gehabt.

Die Fantasie g-moll hat Hensel für ihren Bruder, den Cellisten Paul Mendelssohn komponiert. Das schmerzliche, liedhafte Thema des Duos für Piano und Violoncello wird durch fünf dynamisch unterschiedliche Teile hindurch variiert und gibt dem Pianisten, vor allem aber dem Cellisten Raum, technische Finesse und interpretatorische Versiertheit zu demonstrieren. Ein weit ausschwingendes, romantisch verklärtes Thema mit dramatischen Ausbrüchen, fein austarierter Dynamik und interessanter rhythmischer Struktur kennzeichnet das Trio op. 11 d-Moll, das seinen Interpreten einiges an Spieltechnik abverlangte. Sehr wenig ist über die 1795 geborene Hélène Liebmann bekannt, von der sich nur etwa 20 Kompositionen erhalten haben. Ihr etwa 1816 entstandenes Grand Trio op. 11 No. 1 A-Dur entpuppte sich als brillantes kleines Juwel mit Anklängen an die Wiener Klassik und einem Hauch von eleganter Salonmusik. Die drei feingliedrigen, von Verzierungen funkelnden Sätze lebten vom Dialog der drei gleichberechtigt geführten Instrumente.

Die französische Komponistin Lili Boulanger wurde nur 24 Jahre alt. In ihren deutlich vom Impressionismus beeinflussten Werken zeigt sie eine bemerkenswerte Begabung, Stimmungsbilder zu zeichnen. In „Trois Morceaux“ (Drei Stücke) überzeugte Marina Müllerperth mit einem weichen Anschlag, perlenden Läufen und insgesamt sehr filigraner Spielweise. „D’un matin printemps“ (Über einen Frühlingsmorgen) eröffnete als Duo (Piano und Violine) das Konzert und war in der Trio-Version die bejubelte Zugabe.

Autor: Uta Volz