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Kämpfelbach -  18.11.2024
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Mehr Inklusion im Ersinger Hallenbad: Freude über neuen Lifter und spezielle Dusche

Kämpfelbach-Ersingen. Die beiden Veränderungen mögen unscheinbar wirken und beim ersten, flüchtigen Blick nicht direkt ins Auge fallen. Doch sie sind wichtig, um Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Nutzung des Ersinger Hallenbads zu erleichtern. Seit kurzem gibt es dort eine behindertengerechte Dusche und einen Lifter, der Personen vom Beckenrand ins Wasser transportieren kann.

Thorsten Gieske, Elena Obert, Bärbel Lamprecht, Bürgermeister Thomas Maag, Samira Rasuli (sitzend), Yvonne Alvarez und Claudia Zachmann (von links) freuen sich über den neuen Lifter im Ersinger Hallenbad. Roller
Thorsten Gieske, Elena Obert, Bärbel Lamprecht, Bürgermeister Thomas Maag, Samira Rasuli (sitzend), Yvonne Alvarez und Claudia Zachmann (von links) freuen sich über den neuen Lifter im Ersinger Hallenbad. Roller Foto: Foto: Nico Roller

Beide Einrichtungen hat der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst „Sterneninsel“ finanziert, beide sind ein großer Schritt in Richtung Teilhabe und Inklusion. Denn sie kommen nicht nur den von der „Sterneninsel“ betreuten Familien zugute, sondern der Allgemeinheit. Thorsten Gieske hofft, dass das kommunal betriebene Ersinger Hallenbad dadurch künftig auch von Menschen besucht wird, die sich das bisher wegen einer körperlichen Einschränkung nicht getraut haben.

Der Vorsitzende der „Sterneninsel“ spricht von einer „großen Aufwertung“ und meint damit nicht nur die behindertengerechte Dusche samt Liege, Sitz und Spind im Eingangsbereich, sondern auch den Lifter in der Schwimmhalle. Dort steigen die Menschen am Beckenrand ein und werden anschließend mit einem schwenkbaren Arm über die Wasserfläche gefahren, wo sie ein Motor sanft ablässt. Gesteuert werden kann das System von einer Begleitperson oder direkt von demjenigen, der es nutzt.

Eine wasserdichte Fernbedienung macht es möglich. Ein Sitz steht ebenso zur Verfügung wie ein Tuch für Menschen, die nicht eigenständig sitzen oder den Kopf aufrecht halten können. Das Gerät stammt von der in Wildberg ansässigen Firma Handi-Move, die sich auch um den Einbau gekümmert hat und die jährliche Wartung übernimmt.

„Ohne die tollen Bademeister hätten wir das nicht realisieren können“, sagt Gieske, der Elena Obert und Frank Hoffmann für ihre wertvolle Unterstützung dankt.

Dass es überhaupt zur Installation der Dusche und des Lifters kam, ist Yvonne Alvarez und Claudia Zachmann zu verdanken. Sie haben die Initiative ergriffen und die „Sterneninsel“ ins Boot geholt.

Alvarez gehört dem Vorstand des Trägervereins an, Zachmann engagiert sich ehrenamtlich bei der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) und ist dort auch Ausbilderin. Sie und Alvarez wissen, dass von der „Sterneninsel“ betreute Familien das Ersinger Hallenbad oft und gerne nutzen, weil die Wassertemperatur dort bei 28 Grad liegt, am Warmbadetag sogar bei 30 Grad. Für Menschen mit Einschränkungen ist das ideal, weil sie bei höheren Temperaturen besser entspannen können. Je kälter das Wasser ist, desto wahrscheinlicher sind Verkrampfungen. Weitere Vorteile in Ersingen sind ein barrierefreier und ebenerdiger Zugang zu allen Bereichen des Bads sowie ein verstellbarer Hubboden, der erst vor ein paar Jahren erneuert und seither regelmäßig gewartet wird. Bürgermeister Thomas Maag freut sich über das große Engagement der „Sterneninsel“ und betont, dass der Gemeinderat das Projekt von Anfang an äußerst wohlwollend begleitet habe.

„Langer gemeinsamer Weg“

Der Rathauschef berichtet von einem „langen, gemeinsamen Weg“. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis der Lifter installiert werden konnte. Eine große Hürde war in dem rund 50 Jahre alten Gebäude die komplizierte Statik, die ein Befestigen an der Decke verhinderte. Letztlich wich man auf eine tragfähige Wand aus, an der der Bauhof in Eigenleistung zwei Heizkörper entfernt hat.

„Das Ergebnis ist hervorragend“, sagt Maag.

Er sieht in der Aktion ein ideales Beispiel dafür, dass Menschen nicht nur Ideen haben, sondern auch bereit sind, sich an deren Umsetzung zu beteiligen. „Besser kann es doch nicht laufen.“

Autor: Nico Roller