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Pforzheim -  15.12.2025
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Nach Anschlag in Sydney: Mehr Sicherheit für Chanukka-Feier im Pforzheimer CCP

Pforzheim. Nach dem antisemitischen Terrorangriff in Sydney reagieren Polizei und Jüdische Gemeinde mit stärkeren Vorkehrungen für den großen Festakt am Samstag im CongressCentrum Pforzheim. Verstecken will man sich aber nicht.

Im Jahr 2022 hatte es bereits einen jüdisch-christlichen Festakt im CCP gegeben. Damals entzündeten Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, gemeinsam mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Rabbiner Moshe Flomenmann (von links) die Chanukka-Kerze. Aras wird auch in diesem Jahr erwartet.
Im Jahr 2022 hatte es bereits einen jüdisch-christlichen Festakt im CCP gegeben. Damals entzündeten Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, gemeinsam mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Rabbiner Moshe Flomenmann (von links) die Chanukka-Kerze. Aras wird auch in diesem Jahr erwartet. Foto: Tilo Keller (Archivbild)

Der Terroranschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney überschattet auch den Festakt zu Advent und Chanukka an diesem Samstag im CCP. „Natürlich macht das etwas mit einem, aber wir werden uns trotz des schrecklichen Angriffs nicht verstecken“, sagt Rami Suliman, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRG) Baden. Suliman zufolge sollen die Sicherheitsvorkehrungen bei der Feier vonseiten der IRG und des Zentralrats der Juden verstärkt werden.

Auch die Schutz- und Kriminalpolizei ist wegen der aktuellen Entwicklung sensibilisiert. „Das Polizeipräsidium Pforzheim passt seine Maßnahmenkonzepte für jüdische Einrichtungen anhand aktueller Lagebewertungen des Bundeskriminalamtes und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg an und intensiviert im Bedarfsfall die bereits bestehenden Schutzmaßnahmen“, erklärt Sprecher Benjamin Koch auf PZ-Anfrage.

Vor Ort präsent

Ihm zufolge liegen derzeit keine konkreten Hinweise auf sicherheits- und gefährdungsrelevante Erkenntnisse aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität für die jüdischen und israelischen Einrichtungen vor. Man bewerte aber jede bekannte Veranstaltung und Feierlichkeiten der israelitischen Religionsgemeinschaft, so auch den Festakt im CCP. „Hierbei treffen wir am 20. Dezember alle erforderlichen Maßnahmen und sind vor Ort präsent“, sagt Koch, der aus einsatztaktischen Gesichtspunkten allerdings keine weiteren Einzelheiten zu den polizeilichen Maßnahmen nennen will. Man werde sich mit dem Veranstalter in Verbindung setzen, der originär für das Sicherheitskonzept verantwortlich ist. Ebenso pflege man einen vertrauensvollen Austausch mit der Stadt.

Gemeindemitglieder haben Angst

In Sulimans Augen ist der Terrorangriff in Sydney, bei dem am Sonntag zwei Attentäter bei einem Chanukka-Fest am Bondi Beach 16 Menschen erschossen und mindestens 40 verletzt hatten, weiteres Zeichen eines zunehmenden Antisemitismus. Er betont, dass solche schrecklichen Vorfälle auch die Mitglieder der hiesigen jüdischen Gemeinde umtrieben. „Man hat Angst, in die Synagoge oder zu Festen zu gehen“, berichtet Suliman von besorgten Anrufern. Wenn man dies aber nicht mehr tue, dann hätten die Extremisten gewonnen.

„Und das wollen wir nicht. Wir werden uns nicht davon abhalten lassen unsere Kultur, unsere Religion und unsere Menschlichkeit zu zeigen.“ Rami Suliman, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRG) Baden.

Der Festakt zu Advent und Chanukka findet nach 2022 zum zweiten Mal im CCP statt. Veranstaltet wird die Feier am Samstag, 20. Dezember, ab 18 Uhr von der IRG Baden mit der IRG Württemberg und den evangelischen und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg. Deren Vertreter zeigten sich nach dem Anschlag erschüttert.

„Wir lassen nicht zu, dass Hass das Licht von Chanukka verdunkelt. Gerade jetzt stehen wir an der Seite aller Jüdinnen und Juden – in Sydney, in Deutschland und hier bei uns.“ Landesbischöfin Heike Springhart und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger in einer Mitteilung. 

Neben Gästen aus Politik und Verwaltung sowie anderer Religionsgemeinschaften wird auch Landtagspräsidentin Muhterem Aras im CCP erwartet. Ein Fokus soll laut Suliman auch auf der Verbundenheit mit Yeziden in Pforzheim liegen, deren Fest Ida-Ezi am 19. Dezember gefeiert wird. Das Programm beinhaltet auch das gemeinsame Entzünden der Kerzen des Chanukka-Leuchters.

 „Es war vor drei Jahren ein riesengroßer Erfolg“, erzählt Suliman über die Premiere. Seit über einem Jahr bereite man die zweite Auflage vor. „Wir möchten zeigen, dass wir alle miteinander in Frieden leben und Feiertage gemeinsam feiern können“, erklärt er. Man wolle damit ein gemeinsames Zeichen für Versöhnung und Verständigung setzen.