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Pforzheim -  08.09.2025
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Pforzheimer Orgelsommer: Klanggewaltiges Finale

Pforzheim. Am Sonntagabend ging der Pforzheimer Orgelsommer „mit Pauken und Trompeten“– sprichwörtlich – zu Ende. Diethard Stephan Haupt hatte die Trompeter Franz Tröster und Markus Privat sowie den Perkussionisten Holger Müller zum Abschlusskonzert in die Pfarrkirche St. Franziskus eingeladen, um ein Konzertprogramm vorzustellen, das viele Überraschungen brachte.

Holger Müller (Schlagzeug), Franz Tröster und Markus Privat (Trompeten) sowie Organist Diethard Stephan Haupt schlossen den Pforzheimer Orgelsommer mit einem fulminanten Konzert ab (von links).
Holger Müller (Schlagzeug), Franz Tröster und Markus Privat (Trompeten) sowie Organist Diethard Stephan Haupt schlossen den Pforzheimer Orgelsommer mit einem fulminanten Konzert ab (von links). Foto: Steffen Reinhold

Barocke Klangpracht

An Pforzheims größter Orgel bot der Kirchenmusiker gemeinsam mit den dreien eine überwältigende Bandbreite von Musikstücken auf, die von der Barockzeit bis ins Heute reichte. Haupt entlockte seiner Orgel alles, um das Instrument erstrahlen zu lassen. In seiner Anmoderation machte er jedoch darauf aufmerksam, dass die Orgel dringend sanierungsbedürftig sei.

In der voll besetzten Kirche St. Franziskus spielten die Musiker zwar gemeinsam auf der Orgelempore, wurden jedoch live von dort auf eine Großbildleinwand im Altarraum per Videostream übertragen, so dass das Publikum hautnah und direkt bei den Vieren sein konnte. Gleich zu Beginn entfaltete der Organist gemeinsam mit den Trompeten und Pauken in der Bearbeitung von Georg Friedrich Händels Concerto in As die große barocke Klangpracht, wie man sich diese von diesem Komponisten wünscht. Perfekt in Intonation und Zusammenspiel die Trompeter, jedoch grenzwertig der Nachhall der Instrumente im großen, steinernen Kirchenschiff.

Eine Neuentdeckung war das hochvirtuose Orgelstück „Festival Toccata on St. Anne“ des zeitgenössischen Amerikaners Frederick Swann. Diethard Stephan Haupt konnte hier auf den drei Manualen und dem Pedalwerk brillieren. Er schöpfte die Möglichkeiten der Orgel völlig aus und hier zeigte sich, welch großartige Idee die Videoübertragung seines Spiels war: Das Publikum konnte sogar zuschauen, wie seine Füße und Hände auf den Pedalen und Manualen hin- und herflogen.

Nach dem meditativen Ohrwurm „Air“aus der 3. Orchestersuite in D-Dur von Johann Sebastian Bach brachten die vier Musiker die bekannte „Serenade“ des Italieners Enrico Toselli zu Gehör. Die Melodie des Musikstücks ist so eindrücklich und bekannt, hat nahezu volkstümlichen Charakter. Paukist und Perkussionist Holger Müller konnte hier glänzen.

Interessant war am Sonntagabend, dass Haupt die drei Sätze Toccata, Adagio und Fuga (BWV 564) von Bach vortrug, obwohl diese bereits in der Altstadtkirche im dritten Konzert zu hören waren. Sowohl die deutlich voluminösere Orgel als auch die jahrzehntelange Erfahrung des Organisten ließen in seiner Interpretation ein anderes Werk hören als beim jungen Organisten Vincent Knüppe vor einer Woche. Klang das Werk in der Altstadtkirche noch intim und heimelig, ließ es Haupt auf der großen Orgel in seiner ganzen Pracht erstrahlen.

Western-Medley zum Abschluss

Die raffinierte Bearbeitung für Orgel des Largos aus Antonín Dvořáks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ klang in ihrer einfachen Schönheit fast wie auf einem nasalen Harmonium einer US-amerikanischen Landkirche und war thematisch schon die Vorbereitung auf das große Finale: Ein Medley aus neu arrangierten Western-Filmmelodien von Ennio Morricone. Es schauderte bei der Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ und man konnte musikalisch Indianer um einen Marterpfahl tanzen hören, wenn Holger Müller rhythmisch die Pauken schlug.

Mit tosendem Applaus und Standing Ovation ging nicht nur ein grandioses Konzert zu Ende, sondern auch der beliebte Pforzheimer Orgelsommer 2025.