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Keltern -  19.07.2018
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Region bietet gute Filmkulissen und Drehorte

Keltern. Wenn es erst einmal läuft, gelingt fast alles. Regisseurin Britt Abrecht aus Keltern hat mit nur 24 Jahren ihren ersten Spielfilm „Im Schatten der Sonne“ erfolgreich produziert und in die Programmkinos gebracht.

Berlinale-Chef Dieter Kosslick würdigte den Start digital, von der Leinwand aus, wie die PZ berichtete. Im hiesigen Kommunalen Kino wird ihr 90-minütiger Independent-Film jetzt erneut gezeigt, an bislang vier Zusatzterminen ab dem 23. Juli.

Zufällig, gar vom Himmel gefallen, ist Britt Abrechts Erfolg nicht. Schon mit früheren Produktionen wie dem Kurzfilm „Déjà vu“ (2017, 1. Platz) oder dem Musik-Video „Biggest Clown“ (2016, 2. Platz) hat die junge Regisseurin und Drehbuchautorin beispielsweise beim Stuttgarter Meduc Award reüssiert. „Im Filmgeschäft wartet niemand auf dich“, macht Britt Abrecht gleich zu Beginn unseres Gesprächs deutlich: „Man muss etwas tun, sich immer wieder präsentieren.“

Einen Standortnachteil der hiesigen Region sieht sie dabei nicht: „Klar, der Enzkreis erreicht bei Film und Fernsehen nicht die Produktionsdichte von Berlin, Hamburg oder Köln.“ Doch zumindest das Ausbildungsangebot für Filmschaffende, so Abrecht weiter, sei in Baden-Württemberg breit gefächert: „Wir haben beispielsweise die staatliche Filmakademie in Ludwigsburg vor unserer Haustür – und die hat internationales Renommee. Außerdem haben die ARD-Fernsehproduktionsbetriebe mit Schwerpunkt im fiktionalen Bereich ihren Sitz in Baden-Baden; da werden ganze TV-Serien gedreht.“ Und in Stuttgart, fügt sie hinzu, realisiert die „Bavaria Fiction“ die Episoden der „Soko Stuttgart“.

Unterm Strich sieht Abrecht in Baden-Württemberg eher Vorteile für junge Filmemacher: „Dadurch, dass es hier nicht so gedrängt zugeht, haben wir riesige Chancen, Dinge zu drehen, die andernorts vielleicht so gar nicht möglich wären. Beim Einholen der Drehgenehmigungen zu ,Im Schatten der Sonne’ begegneten uns oft ausgesprochen positive Reaktionen wie: Endlich kommt mal ’ne Film-Crew!. Auch hierdurch waren in Pforzheim und im Enzkreis die in zwei Wochen gebündelten Dreharbeiten erst möglich“.

Für junge Menschen, die, wie oft zu hören ist, in ihrer beruflichen Zukunft „etwas mit Medien“ machen wollen und dabei auch mit den Aufgaben der Regie liebäugeln, hält Britt Abrecht folgenden Rat bereit: „Man muss brennen! Es braucht den uneingeschränkten Enthusiasmus, Geschichten mit Wert auch unbedingt erzählen zu wollen.“ Was die Ausbildung anlangt, lässt sie noch durchblicken: „Es ist wichtig, praktische Erfahrung zu sammeln, beispielsweise im Rahmen von Orientierungs- oder Pflichtpraktika, um die vielfältigen Arbeitsinhalte kennenzulernen.“ Wenn sie die eigene Praktikumszeit addiert, kommt sie auf insgesamt 18 Monate. Nicht unwichtig, denn: An den Filmhochschulen erfüllen gerade die Bewerber mit Erfahrungen in Beruf, Praktika oder artverwandten Studien die geforderte Voraussetzung. Bei den Dreharbeiten zu „Im Schatten der Sonne“ bildete Britt Abrecht zusammen mit der Schauspielerin Hanna Jasna Hess den Kern eines leistungswilligen Teams. Rückblickend räumt sie ein: „Alleine hätte es keine von uns geschafft. Die Skepsis von außen war anfangs riesig. Sponsoring? Ob das wirklich was wird, bekamen wir immer wieder zu hören. Gerade in diesen Frustmomenten haben wir uns aber gegenseitig immer wieder aufgerichtet.“

Entspannung sucht und findet Britt Abrecht auf Island, wo auch das Drehbuch zu „Im Schatten der Sonne“ entstand. „Island ist meine zweite Heimat geworden“, lächelt sie. „Meine Eltern haben dort geheiratet – und vor inzwischen 18 Jahren ein verfallenes Haus erstanden und renoviert. Meine Mutter ist Architektin. Wenn mir etwas in die Wiege gelegt wurde, dann Island.“

Autor: Robin Daniel frommer