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Maulbronn -  15.07.2019
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Wilder Crossover-Mix in strömendem Regen: Canadian Brass gastiert bei den Klosterkonzerten

Maulbronn. Humorige Moderationen für Leute, die Englisch können, allerhand Faxen auf offener Bühne und vor allem ein metallisch gleißender „Outdoor-Surround-Sound“, der sich im Kreuzganggarten des Klosters klangsatt entfaltete, sind die Pfunde, mit denen „canadian brass“ wuchert. So begeisterte „the world’s most famous brass group“, wie sich das unerhört populäre Ensemble mit einiger Berechtigung selbst rühmt, die gut 600 Besucher des ganz besonderen Maulbronner Klosterkonzertes.

Zum einen, weil vier Stunden nach Beginn des Vorverkaufs „alle Eintrittskarten weg waren“, wie die Veranstalter betonten. Das hatten sie noch nie erlebt. Zum anderen, weil alle glücklichen Ticket-Besitzer trotz Wetter-Unbill gekommen waren und mutig, bewaffnet mit verteilten Kapuzen-Capes, auch im Regen ausharrten. Und zum dritten, weil es ein Erlebnis war, die fünf Bläser – Brandon Ridenour und Caleb Hudson (Trompeten), Achilles Liarmakopoulos (Posaune), Jeff Nelson (Horn) und Chuck Daellenbach (Tuba) – in ihren wilden Crossover-Arrangements zu hören.

Mit Don Gillis Dixieland-Klassiker „Just a closer walk with thee“ marschierten die virtuosen Blechbläser gemessenen Schrittes quer durch den Klostergarten ein – ihre Musik ist dabei stimmungsvoll dunkel verhangen, passend zum Wetter. Auf der überdachten Bühne angelangt, gab es nach lustiger Begrüßung mit Claudio Monteverdis „Damigella Tutta Bella“ fröhlich helle Klänge, flotte Skalen und Trillerpassagen. Ohne Trompeten kommen danach die drei Bassinstrumente zu Wort: John Dowlands Komposition „Come again, sweet love“ wird, blechbläsermäßig arrangiert, sehnsuchtsvoll ausgesungen. Dann folgte ein musikantisch mit wirkungsvollen Lautstärke-Kontrasten ausgefochtener Krieg der beiden Trompeten in Samuel Scheidts „Galliard Battaglia“. Opulent und im Tempo ruhig-gelassen musizierten die Bläser im Anschluss, auf alle Ecken und Enden des Klostergartens verteilt, Giovanni Gabrielis „Canzone per sonare Nr.5“. Und als Höhepunkt der „verbrassten alten Meister“, wurde Johann Sebastian Bachs berühmte Orgel-Toccata und Fuge in d-Moll interpretiert.

Nach so viel Renaissance- und Barockmusik standen Pop-Arrangements auf dem Programm. So der bejubelte Beatles-Song „Penny Lane“ oder Luther Hendersons „Tuba Tiger Rag“, ein Fest für den Bläserbassisten. Mitreißende Trompeten-Improvisationen, Piazzolla-Tangos, Blues, Variationen zu „Carnival of Venice“ von Howard Cable, eine jazzige Coverversion zu Fats Wallers „Handful of keys“ und das traurig-schöne, keltisch-irische Volkslied „Danny Boy“ von Frederic Weatherly bereicherten den musikalischen Parforceritt durch Epochen, Stile und Genres.

Autor: Eckehard Uhlig