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Pforzheim -  13.05.2020
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Wird die Saison abgebrochen, darf der Kreisligist nicht hoch: Große Enttäuschung bei GU Türkischer SV Pforzheim

Pforzheim/Keltern/Maulbronn. Dezimalzahlen kommen in Fußball-Tabellen eigentlich nicht vor. Schließlich werden ganz Punkte vergeben und halbe Tor gibt es auch nicht. Doch sollte die Saison in Baden abgebrochen werden, wie es der Badische Fußballverband (bfv) wegen der Corona-Pandemie vorschlägt, haben die Kommazahlen ihren großen Auftritt. Per Quotientenregelung werden dann nämlich die Aufsteiger ermittelt, Absteiger gibt es hingegen keine. Aufsteigen darf nur, wer nach Errechnung des Quotienten auf einem direkten Aufstiegsplatz steht. Wer den Relegationsplatz inne hat, guckt in die Röhre. Die Rechnung ist simpel. Die bis zur Saisonunterbrechung im März erzielten Punkte werden durch die Anzahl der absolvierten Spiele geteilt. Beispiel: Der SV Huchenfeld, Tabellenführer der Kreisliga Pforzheim, hat in 17 Spielen 40 Punkte erzielt. Der Quotient ist daher 2,35. In dieser Spielklasse gibt es aber auch noch die GU Türkischer SV Pforzheim, der ebenfalls nach 17 Partien auf 40 Zähler kommt. Der Quotient ist also der gleiche. Wer darf also aufsteigen?

"Wir gehen davon aus, dass es so kommt, fühlen uns noch nicht auf der sicheren Seite."

SVH-Spielertrainer Timo Fuhrmann

In diesem Fall sieht der bfv vor, dass die Tordifferenz den Ausschlag gibt, die wiederum ebenfalls durch die Anzahl der Spiele geteilt wird. Da Huchenfeld mit einer Tordifferenz von 30 und einem Quotient von 1,76 besser abschneidet (GU: 21/1,24), dürfte der SVH kommende Runde in der Landesliga auflaufen. „Wir gehen davon aus, dass es so kommt, fühlen uns noch nicht auf der sicheren Seite“, weist SVH-Spielertrainer Timo Fuhrmann darauf hin, dass der außerordentlich Verbandstag darüber am Samstag, 20. Juni, noch abstimmen muss.

Runde gerne zu Ende gespielt

Erst wenn die Entscheidung zum Saisonabbruch fix sei, könne man von Freude oder Euphorie reden. Den Aufstieg habe man sich verdient, auch wenn man gern die Runde zu Ende gespielt hätte, so Fuhrmann: „Wir stehen in der Tabelle vorne, haben mehr Tore und haben auch die Verfolger GU Türkischer SV und Niefern geschlagen.“

Große Enttäuschung herrscht derweil bei der GU. „Die gute Arbeit der vergangenen Monate geht dadurch verloren“, sagt Trainer Gökhan Gökce. „Wir haben den Rückstand aufgeholt und hätten auch noch das Rückspiel gegen Huchenfeld vor uns gehabt ...“ Man habe lange gehofft, dass man noch weiter spielen könne, sollte aber der Verbandstag den Abbruch beschließen, werde man das so hinnehmen, so Gökce. Was ihn allerdings ärgert: "Pokalspiele sollen nicht abgesagt werden. Das sind jeweils noch ein, zwei Spiele, die noch ausstehen, auch bei einer Relegation wären das nicht viel mehr. Warum kann der Pokal gespielt werden und die Relegation nicht?“

In den A-Klassen wurde um die Meisterschaft bis zur Saisonunterbrechung hart gekämpft. In der A 1 steht die Spvgg Zaisersweiher auf Platz eins. Aufsteigen würde bei einem Abbruch aber der derzeitige Zweite FV Knittlingen. Die Fauststädter haben zwar einen Zähler weniger verbuchen können als die Spvgg, haben aber auch zwei Spiele weniger bestritten und daher einen Quotienten von 2,5 – Zaisersweiher kommt auf 2,25.

"Warum kann der Pokal gespielt werden und die Relegation nicht?“

GU-Trainer Gökhan Gökce

„So will doch keiner aufsteigen, ohne Meisterfeier und alles“, meint Jürgen Widmann. Der Trainer der Spielvereinigung ist sich sicher, dass sein Team aufsteigen würde, wenn man die Runde in einigen Wochen wieder aufnehmen und im Sommer zu Ende bringen würde. Doch diese Option stellt der bfv gar nicht zur Wahl. Die Delegierten können beim außerordentlichen Verbandstag nur zwischen Saisonabbruch und weiterspielen im September wählen.

In der Kreisklasse A2 würde bei einem vorzeitigen Saisonabbruch – wie in der Kreisliga – die Tordifferenz bei der Berechnung des Quotienten hinzugezogen werden. An der Tabellenspitze stehen punktgleich der SV Kickers Pforzheim und der 1. FC Dietlingen (beide 16 Spiele und 35 Punkte). Dank der besseren Tordifferenz standen die Kickers auf Rang eins und haben nun auch den besseren Quotienten von 2,43 (Dietlingen: 1,375).

Gute Chancen aufzusteigen, hätte im Normallfall auch noch der 1. FC Engelsbrand gehabt. Nur ein Punkt fehlte zum Spitzenduo, allerdings hatte Engelsbrand ein Spiel mehr absolviert und somit – gemessen an der Punktzahl – einen niedrigeren Quotienten.

Klassenverbleib für Nöttingen II und Büchenbronn

In der Fußball-Landesliga hätte ein Duo aus dem Enzkreis im Normallfall noch eine Chance auf den Relegationsplatz gehabt. Spitzenreiter FV Langensteinbach war dem Rest der Liga bereits enteilt (19 Spiele/46 Punkte). Dahinter stritten sich drei Teams mit je 39 Punkten um Rang zwei, darunter der 1. FC Birkenfeld und der 1. FC Ersingen. Sollte die Runde abgebrochen werden, ist das jedoch nur eine Randbemerkung, denn dann wird es keine Relegation geben. Mehr freuen dürfte ein Abbruch FC Nöttingen II (Platz 14) und den SV Büchenbronn (16), da die dann die Klasse halten.

Autor: Anna Wittmershaus